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der Sammlung vaterländischer Alterthümer zu Stuttgart einen ehrenvollen Platz einnimmt. Etwa zu derselben Zeit konstruirte


    mein Amt antreten mußte. Der Herr gab aber doch meinen Worten Kraft, daß ich nicht ohne Segen arbeitete. So hatte ich nun alle Gelegenheit, meine mechanischen Arbeiten zu erweitern. Ich verschrieb einen Weber aus dem Filiale Thieringen, der hölzerne Uhren machte und ließ mir eine astronomische Uhr von Holz anfertigen, die einen Pendel hatte, welcher nur alle Viertelstunden einen neuen Stoß empfieng, dabei aber eine Scheibe bewegte, auf welcher Sonne, Mond und Hauptfixsterne zu rechter Zeit durch das ganze Jahr sichtbar auf- und untergingen, Sonne und Mond sich zugleich durch die 12 himmlischen Zeichen bewegten, letzterer aber noch die Ab- und Zunahme seines Lichts zeigte. Ich ließ hierauf ein Copernikanisches System von Holz machen, woran die Zahl der Räderzähne so berechnet war, daß die Planeten beinahe bei der mittleren periodischen Bewegung blieben. Da in der Folge Schaudt, nun Schulmeister in Onstmettingen, von einigen taubstummen Uhrmachern daselbst in Messing und Stahl arbeiten lernte, ließ ich durch ihn eine kleine astronomische Maschine machen, die auf dem Fußgestell, welches ein Tubus war, auf der einen Seite Stunden und Minuten, auf der andern das Copernikanische System vertikal, auf der dritten einen Jahreszähler auf 8000 Jahre, oben aber eine bewegliche Himmelskugel hatte, auf welcher die Fixsterne und alle Planeten nach ihrer scheinbaren Bewegung sich umdrehten. Dieses wurde ohne mein Wissen dem Herzog, der sich damals in Tübingen aufhielt, von meinem Spezial, Herrn Schmidlin, berichtet. Ich wurde gerufen und mußte sie vorzeigen; der Herzog bezeigte sein Wohlgefallen, beschenkte mich mit 300 Gulden und gab mir auf mein Ersuchen die Maschine zurück, da ich mich erbot, eine größere und vollkommenere machen zu lassen. Dies geschah in einem halben Jahre leicht; ich berechnete alles genauer, richtete alles neuer und vollkommener ein, so daß mir die erste gar nicht mehr recht gefiel, und ich sie vernichtete. Die größere wurde in der öffentlichen herzoglichen Bibliothek in Ludwigsburg aufgestellt und von Professor und Bibliothekar Dr. Vischer auf herzoglichen Befehl beschrieben. Im Jahre 1766 starb mein Vater in Onstmettingen, und da er acht Kinder und kein Vermögen hinterließ, so übernahm ich die Versorgung zweier Brüder, die an meinen Maschinen arbeiteten, den ältern ließ ich auch noch die Chirurgie erlernen, und zweier meiner Schwestern, die sich nachher an etliche meiner Arbeiter verheiratheten, die ältere an Herrn Strubel, Uhrmacher in Schorndorf, eine jüngere an Herrn Schuster, Uhrmacher in Anspach; die dritte verheirathete sich an einen Onstmettinger Bürger und Rathsherrn. Da dieser aber ohne seine Schuld die Rathsherrnstelle verlor, so gab ich ihm auf seine Bitte ein Schreiben an Seine Majestät den König von Preußen, welcher meinem Schwager und meiner Schwester dann in Polen 20 Morgen Ackers in einer Flur schenkte …“ Hahns Fürst wollte ihn zum Professor ernennen; er wollte aber lieber Pfarrer bleiben. Die Kosten für die neu angefertigte astronomische Maschine wurden ihm vergütet, und zur Belohnung ihm im Jahr 1770 ein besserer Dienst in der Nähe von Stuttgart und

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0465.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)