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Erwerbsquelle für eine größere Anzahl von Familien (160 Arbeiter).

Weiter finden sich 2 Ziegeleien.

Auch die gewöhnlichen Gewerbe sind tüchtig vertreten. Die häusliche Mousselinstickerei ist im Abnehmen. Dem Verkehr dienen 13 Wirthschaften, 6 Krämer, 3 Frachtfuhrleute nach Ebingen und Hechingen. Nach und von Ebingen ist täglich zweimalige Postfahrgelegenheit.

Die Märkte sind bedeutend, besonders im Viehhandel. Mühlen besitzt der Ort 3, je mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, eine auch mit Hanfreibe; sowie eine Ölmühle.

Die ausgedehnte, wohlabgerundete Markung gehört allen Stufen des weißen Jura mit Ausnahme der letzten (ζ) an. Im südwestlichen Theil ist noch diluvialer Lehm mit Sand aufgelagert. Der Charakter des Bodens ist sonach der bekannte der Alb: steinig, etwas seicht, warm; im ganzen mittelfruchtbar. Im Thal ist torfiger Boden, und wurde früher in seinem obersten Theil Torf ausgegraben und dadurch Wiesen gebildet. Kalksteine werden an mehreren Stellen gebrochen, auch nach außen abgesetzt. Am Ursprung des Klingenbachs finden sich Tufflager. Auch Lehm, Kies und Sand wird gewonnen. Bohnerz wurde früher nach Ludwigsthal abgeführt. Auf dem Plateau des Jura ε liegt das Linkenboldslöchlein, jetzt Wilhelmshöhle genannt (s. Anhang).

Das Klima erlaubt den Anbau der gewöhnlichen Gewächse, nicht aber der feineren Gartenerzeugnisse. Es ist rauh: 1/2 Jahr Winter, 1/4 Jahr kalt, 1/4 Jahr warm, selten heiß; die Nächte im Sommer kühl, im Frühjahr unschädlich, da die Vegetation Anfangs Juni noch weit zurück ist. Der stärkste Wind ist der Westwind; Hagel ist selten, Gewitter häufig; Wetterscheide der nordwestliche Albtrauf.

Die Landwirthschaft wird nach rationellen Grundsätzen betrieben, da die intelligenteren Landwirthe andern mit gutem Beispiel vorangehen. Auch hat sich ihre Rentabilität seit der Anlegung neuer Feldwege, welche die Gemeinde gegen 100.000 M. kosteten, bedeutend, vielleicht um das Fünffache erhöht. Gyps, Hallerde, Kompost, Asche, Guano und die sorgfältig gesammelte Jauche verbessern den Boden. Von Pflügen hat man: Suppinger, Schaufel- und amerikanische Wendepflüge. Die Gemeinde hat eine eiserne Egge. Futterschneidmaschinen und eine Dreschmaschine sind aufgestellt. Die übliche Dreifelderwirthschaft erlaubt

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0468.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)