Seite:OABalingen0481.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Für die Landwirthschaft bildete lange ein Haupthindernis der Mangel an Straßen auf die Berge, jetzt sind jene da, aber die besseren Felder meist an die umliegenden Orte verkauft. Trotzdem gibt man sich viele Mühe. Dem Boden wird nebst der meist sorgfältig gesammelten Jauche noch Gips, Asche und jährlich ca. 200 Ctr. Reutlinger Kunstdünger zugeführt. Die Pflüge sind Schaufelpflüge. Von verbesserten Geräthen sind eine eiserne Egge und Walzen vorhanden. Ein Hofgut, der Zitterhof, besitzt etwa 50 Mrg. arrondirtes Gut, nebst etwa 30 weiteren. Im Thal findet Dreifelderwirthschaft statt; auf den Bergen sind Wechselfelder. In der Brache wird etwa 1/4 angebaut mit Klee, Esparsette, Kartoffeln, Wicken und Angersen. Auch Reps und Hanf wird gebaut, ersterer nach außen verkauft. Futterkräuter werden viele gepflanzt, neben den genannten noch Luzerne und englisches Raygras. Vom Dinkel sät man auf den Morgen 10 Sri. und erntet 7 Schffl., von 5 Sri. Gerste 3 Schffl., von 8 Sri. Haber 5 Schffl., von 9 Sri. Einkorn 5 Schffl., von 4 Sri. Roggen 2 Schffl. Haber können etwa 100 Schffl. verkauft werden; dagegen wird auf der Schranne Ebingen viel Kernen und Gerste zugekauft.

Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, liefert ein gutes, nur theilweise etwas saures Futter. Die Wiesen im Thal sind zwei-, die auf den Bergen einmähdig. Der Morgen trägt im Durchschnitt 30 Ctr. Heu und Öhmd. Es wird noch Futter zugekauft.

Gemüsebau nur für eigenen Bedarf. Die Obstzucht ist im Zunehmen. Wadel-, Knaus- und Fäßlesbirnen, sowie Pflaumen und Zwetschgen gedeihen. Zwei Gemeindebaumschulen sind vorhanden und ein in Hohenheim gebildeter Baumwart ist aufgestellt. Die Jungstämme werden zum kleineren Theil in Ebingen gekauft. Das Obst wird auch gedörrt, gemostet und gebrannt, wenig verkauft.

Die Gemeinde besitzt 280 ha Wald, größtentheils Laubwald, welche jährlich 400 Klafter und 20.000 Wellen ertragen, wovon der Bürger jährlich 2 Rm. Holz und 25–30 Wellen erhält, indeß noch etwa 5000 M. in die Gemeindekasse fließen.

Die 700 Mrg. große Weide ist mittelgut, gesund und wird mit fremden Schafen befahren, was der Gemeinde 1100 M. Pacht und ebensoviel für Pferchnutzung einbringt. 340 Mrg. Allmanden sind an die Bürger umsonst verliehen. Einige Stücke dienen der Farrenhaltung.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0481.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)