Seite:OABalingen0507.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Rathhaus wurde 1850 eingerichtet. Sonst ist von öffentlichen Gebäuden nur noch die frühere Zehntscheuer vorhanden, welche als Schafhaus dient.

Die Markung ist reich an den besten Quellen, daher nie Wassermangel. Eine kurze, hölzerne Leitung speist 4 laufende Brunnen; daneben noch 3 Privatpumpbrunnen und 1 Schöpfbrunnen.

Durch den Ort führt die Staatsstraße von Ebingen nach Hechingen und geht über eine hölzerne Schmiechbrücke, während die Gemeinde 3 steinerne Brücken besitzt und zu unterhalten hat.

Die kräftigen, an harte Arbeit gewohnten Einwohner erreichen selten ein hohes Alter; doch sind zwei über 80 Jahre alt. Fleiß, Ordnungssinn, Sparsamkeit und Kirchlichkeit herrschen bei ihnen vor. Die Volkstracht (Bändelhäubchen) verschwindet allmählich.

Ohne großen Reichthum Einzelner ist doch der Nahrungsstand der Einwohner durch ihren Fleiß gesichert. Der Vermöglichste besitzt 50, der Mittelmann 20, der Ärmere 11/2 Morgen Feld. Wenige Güterstücke liegen auf Ebinger Markung.

Das Gewerbe ist nicht gerade bedeutend. Maurer und Zimmerleute arbeiten nach außen. Durch Handschuhnähen wird viel verdient. 4 Schildwirthschaften und 2 Krämer sind vorhanden; ferner 1 Mühle mit 2 Mahl- und 1 Gerbgang, samt Hanfreibe.

Die ziemlich ausgedehnte, namentlich von Ost nach West gestreckte Markung ist, von der schmalen Thalsohle abgesehen, durchaus bergig. Aus den Zersetzungen des unteren, mittleren und oberen weißen Jura bestehend, ist ihr Boden vorwiegend schwer, kalt, tiefgründig, in der Höhe steinig und seicht, doch mit Lehm- und Quarzsandlagern, welche, wie ein Kalksteinbruch, ausgebeutet werden, im Thalgrund torfig, im Ganzen mittelfruchtbar. Frühere Erzgruben sind verlassen. Einige Erdfälle und kleine Höhlen finden sich.

Dinkel, Haber und Kartoffeln gedeihen gut, Bohnen schwach, Gurken nicht.

Das Klima ist rauh, dem Nordwind ausgesetzt; Hagelschlag zuweilen, Gewitter häufig, der Braunhardsberg gilt als Wetterscheide.

Der Ackerbau wird eifrig und mühselig betrieben. Mit Gips, Hallerde, Asche verbessert man den Boden. Die Jauche wird allmählich sorgfältiger gesammelt. Als Pflüge hat man eiserne Wendepflüge; auch einige eiserne Eggen und viel Walzen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0507.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)