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pace . Lucas . Marcus . Mattheus . Johannes; auf der größeren die Jahrzahl 1481 und die Worte: Maria . Gotes . zelle . hab . in huot . was . ich . iber . schelle. Maria . hilf . den . dinen.

Das mit Gründung der Pfarrei Anfangs der 40er Jahre erbaute, hübsche und freundlich gelegene Pfarrhaus hat die Gemeinde zu unterhalten.

Das Schulhaus, ein Holzbau von 1835, enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Lehrers, sowie die nöthigen Gelasse fürs Rathhaus. Von öffentlichen Gebäuden sind ferner zwei Waschhäuser, ein Backhaus, ein Armenhaus und ein Schafhaus vorhanden.

Durch den Ort führt die Beerathalstraße von Nusplingen nach Ober-Digisheim, von ihr zweigt eine Straßenverbindung ins Burtelthal ab, welche theils durch den oberen Theil dieses Thals nach Hossingen, theils durch das Appenthal nach Meßstetten führt und die tägliche Postverbindung zwischen Nusplingen und Ebingen vermittelt. Eine weitere Straße führt zum früheren Mutterort, dem badischen Hartheim. Eine steinerne, fünf hölzerne Brücken, 4 Stege hat die Gemeinde zu unterhalten.

Bei dem großen Quellenreichthum der Markung, welcher das beste Trinkwasser liefert, ist auffallend, daß doch zuweilen Wassermangel vorkommt, indem die vier laufenden, öffentlichen Brunnen versagen. Die vorhandenen kurzen Leitungen haben hölzerne Teuchel. Die schönste der berührten Quellen ist der Lochbrunnen, auf der rechten Seite des Burtelbachs etwa 800 m vor seiner Vereinigung mit der Beera gelegen. „Fast in der Thalsohle unter β Bänken rauscht ein Bach aus einem 4′ breiten und 3′ hohen Loch hervor, das zu Zeiten die Wasserfülle kaum speien kann und dann fangen noch andere höher liegende Nebenlöcher zu fließen an.“ Über seine Sinterablagerungen hinabrieselnd bildet er hübsche Cascaden (Tivoli en miniature).

Die mittelgroßen, gesunden, fleißigen und sparsamen, auch geordneten und kirchlich gesinnten Einwohner, von denen gegenwärtig Niemand 80 Jahre erreicht, sind zu 2/3 unbemittelt. Der vermöglichste Bürger besitzt 45 Morgen Äcker und Wiese, 3 Morgen Wald, der Mittelmann 20 Morgen ohne Wald, die ärmere Klasse circa 1 Morgen. Auf fremder Markung liegen 10 Morgen.

Durch Stickerei, sowie einige Schuhmacher- und Schneiderarbeit für auswärts sucht man die Existenz zu verbessern.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0512.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)