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Bürgern ausgegebenen Allmanden ertragen keinen Zins; dagegen einige Pachtgüter jährlich 800 M.

Die Pferdezucht ist nicht bedeutend; die Stuten kommen auf die Platte nach Ebingen. Dagegen werden ziemlich viele Pferde (ca. 80) gehalten.

Die Viehzucht, durch den Wiesenmangel erschwert, bessert sich, und es hält die Gemeinde hiefür 3 Simmenthaler Farren.

Die Stallfütterung herrscht vor, und der Viehaustrieb hat abgenommen. Einiges Bestandvieh wird von Juden eingestellt. Die Viehausfuhr ist unbedeutend, noch mehr die Mastung. Milch wird nur im Ort verkauft.

Schafzucht wird nur von fremden Schäfern betrieben, und laufen Sommers 800 Stück (spanische und deutsche) auf der Markung. Die Wolle kommt meist nach Kirchheim; die Schafe werden nach Ehingen a. D. oder nach Möhringen a. D. abgestoßen.

Schweinezucht findet nicht statt, wohl aber Schweinemästung, meist zum eigenen Bedarf.

Ziegenzucht ist unbedeutend; dagegen hat es viele Hühner und Gänse. Eier werden, doch nicht viele, nach Ebingen und Sigmaringen abgesetzt.

Bienenzucht ist in Abnahme begriffen.

Armenstiftungen sind im Betrage von ca. 1200 M. vorhanden.

Parzelle: Riedmühle, 1/4 Stunde östlich vom Ort an einem Moor, wo sich den größten Theil des Jahres so viel Wasser aus mehreren Bachrinnen ansammelt, daß es ein oberschlächtiges Mühlrad treibt.

Der Ort, dessen Name vom althochdeutschen vintar, Winter, beziehungsweise dem Eigennamen Wintar, oder aber Wintarful, einem undeutschen Vidrapul, abgeleitet wird (Förstemann a. a. O. 2, 1623. 1, 1324; Buck in Württ. Vierteljahrsheften 2, 130) kommt die ersten Male vor, als ein gewisser Salomon und seine Mutter Meginrada den 29. August 842 allen ihren Besitz zu Uuintarfulinga an das Kloster St. Gallen schenkten (Wirt. Urkb. 1, 122), sodann als zwei Anselm von Justingen am 13. März 1264 zu Winterlingen eine Schenkung an das Kloster Salem machten (Mon. Hohenb. 26) und als H. von Winterlingen den 13. Mai 1294 einen Verkauf zweier Brüder von Kallenberg bezeugte (Freiburger Diöcesanarchiv 3, 48).

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0527.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)