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Wandung und Dach der Höhle an. An keiner einzigen Stelle tritt der Epsilonfels wie er im Tunnel durchfahren ist in der Höhle zu Tag, er ist durchweg mit einer Kruste von Kalksinter überzogen, der Dach, Wand und Boden deckt. Die Wand bekommt das Aussehen eines erstarrten Wasserfalls, auf dem Boden wachsen Stalaktiten an, das Dach aber entzieht sich wegen der Höhe von ca. 10 m der näheren Betrachtung.

Bei dem Gang durch die Höhle steigt man zunächst in südwestlicher Richtung, d. h. im rechten Winkel von dem Souterrain abbiegend langsam in die Tiefe. Nach 30 Schritten macht der Führer auf eine hoch oben an der Ostwand sichtbare Figur aufmerksam, der man den Namen der Kaiserfigur gegeben hat. Im Übrigen kann die Phantasie sich ein beliebiges Gebilde eines Pharaonen oder einer umwickelten Mumie denken. Aber nach 30 Schritten, mit denen man wieder sanft steigt, kommt man in die 2. Grotte zum „kleinen Staubbach.“ Nicht als ob man hier wirklich einer Durchnässung ausgesetzt wäre, als vielmehr weil die Kalksinter an den Wänden eine Ähnlichkeit mit einem erstarrten Staubbach zeigen mögen. Von dieser Grotte aus führt der Gang sich etwas verengend in südlicher Richtung zu der „Orgel“ (14 Schritte) und zum „kleinen Zollern“ (20 Schritte), beide sind ein Büschelwerk von Tropfsteinen neben und übereinander, die sich zu einem Berg, der Zollernburg vergleichbar, aufgebaut haben. Bei einer kurzen westlichen Abbiegung kommt man nach 18 Schritten zum schönsten, frischglänzenden Tropfsteingebilde, das den Linkenbold selbst vorstellt, einen Gnomen oder Kobold mit übergeschlagener Kapuze, an dem man fast ängstlich vorbeischlüpft, um wieder in südlicher Richtung nach 37 Schritten in die große Prinz Wilhelmsgrotte abzusteigen.

Hiemit ist die 3. und größte Grotte der Höhle erreicht, welche den Namen des Königlichen Prinzen am Tage von dessen Vermählung erhielt, wir stehen in der Wilhelmsgrotte; die Höhe dieser Grotte mag zum mindesten 12 m betragen und scheint das Dach bis in die Nähe des Tages zu reichen. Diese Vermuthung gewinnt durch den Umstand an Wahrscheinlichkeit, daß hier sich nach Regenwetter gerne Wasser ansammelt, weshalb denn auch vorsichtigerweise von dem Höhlenkomite Dielen gelegt sind, über welche der Weg weiter führt. Die Wände rücken sich wieder näher und nur durch eine von hohen steilen Felsen umfaßte Schlucht geht es 32 Schritte nach Südwest, wo

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0541.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)