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2. Stamm und Eigenschaften der Einwohner.

Die Einwohner unseres Bezirks gehören, mit Ausnahme einiger Eingewanderten, dem schwäbischen und fränkischen Volksstamm an, indem die ehemalige Grenze zwischen Schwaben und Franken durch den Oberamtsbezirk führte. Der Menschenschlag ist im Allgemeinen, besonders in den Orten, wo der Weinbau vorherrschend getrieben wird, ziemlich gedrungen,[1] jedoch wohlgebildet, kräftig und in Folge der von früher Jugend an gewohnten, strengen Arbeit, ausdauernd und abgehärtet. Die mittlere Größe der Conscriptionspflichtigen im Bezirk beträgt nach einer 5jährigen Durchschnittsberechnung (württ. Jahrbücher 1833, S. 384 ff.) 57,80″, was dem Oberamt Wangen, wo durchschnittlich die meisten großen Männer vorkommen, nur 1,7″ nachsteht und das Oberamt Maulbronn, welches in dieser Beziehung die ungünstigsten Ergebnisse lieferte, um 0,3″ übertrifft. Unter 1000 Conscriptionspflichtigen hatten 183 eine Größe von 6′ und darüber. Untüchtig wegen Gebrechlichkeit erscheinen nach der durchschnittlichen Berechnung unter 1000 Pflichtigen 426, was gegen das Minimum 250 (Oberamt Mergentheim) ein ungünstiges Resultat liefert; günstiger ist die Zahl der wegen allgemeiner Körperschwäche und Kränklichkeit Untüchtigen, indem der Bezirk unter 1000 nur 57 zählte (das Maximum Ulm mit 157, das Minimum Saulgau mit 26).

Die Gesundheitsverhältnisse des Bezirks gehören bei der günstigen Lage der meisten Ortschaften, der fleißigen, einfachen und mäßigen, von bitterer Armuth und üppigem Überfluß gleichweit entfernten Lebensweise der meisten Bewohner und dem Mangel störender äußerer Einflüsse zu den günstigsten des Landes, wie dies die Seltenheit von Epidemien und das hohe Alter mancher Personen beweist. Im Jahr 1848–49 starb ein Mann von 92 und einer von 95 Jahren; 108 Personen waren älter als 70 Jahre. In dem Jahr 1850–51 allein starben 7 Männer und 2 Frauen, welche das 80ste Jahr überschritten hatten. Als herrschende Krankheiten können katarrhalische, rheumatische, bisweilen auch nach Umständen entzündliche und gastrische Krankheiten bezeichnet werden.

Im Sommer 1845 waren Brechdurchfälle bei Kindern, gastrisch-typhose Fieber bei Erwachsenen häufig; von Oct. bis Dec. traten Krampfhusten bei Kindern – woran im Ganzen 34 starben – katarrhalische Affektionen bei Erwachsenen auf. In den ersten Monaten des Jahrs


  1. Eine Ausnahme machen die Einwohner von Gemmrigheim, welche meist großgewachsen sind und vorherrschend blonde Haare haben.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)