Seite:OABesigheim0080.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.
1. Politischer Zustand.

Nach den Zeiten der Römer, welche in vielen Straßenresten, Gebäudetrümmern, Anticaglien, Münzen etc. die Spuren ihres Daseins hinterlassen haben (s. unten unter Nr. 3), rückten gegen den Schluß des dritten Jahrhunderts die Alemannen, durch welche die Römer besiegt und zurückgedrängt wurden, in diese Gegenden ein, verloren jedoch am Ende des 5ten Jahrhunderts ihre Unabhängigkeit in denselben an den vorstrebenden Frankenstamm.

Der Landstrich, welcher am frühesten der Herrschaft der Alemannen entrissen wurde und dessen Südgränze gegen die noch etwas länger unabhängig gebliebenen Theile Alemanniens unser Bezirk bilden half, wurde sofort zur Francia teutonica gerechnet (wofür die Lebensbeschreibung der heil. Reginswinde, indem sie von Lauffen redet, den Ausdruck in australis Franciae partibus gebraucht).

In der Zeit der Gauverfassung, in welcher der Neckargau eine allgemeinere Bezeichnung und der Inbegriff mehrerer gewöhnlicher Gaue zu sein scheint, griffen von diesen letzteren die folgenden in den jetzigen Oberamtsbezirk herein: von Nordwesten her der Zabergau, von Südwesten der Enzgau, von Nordosten der Murrgau. Mit bestimmter Bezeichnung als einem gewissen Gaue zugehörig kommen vor, als im Neckargau gelegen: Lauffen (in pago Neccraugauginse Urk. vom 19. Dec. 823), als Zabergauorte: Bönnigheim, Erligheim (in pago Zabernachgowe 793) und Kirchheim (in pago Zabernogouui et in comitatu Adalberti comitis. Urkunde v. 1003), als Enzgauort: Bietigheim (in pago Enzingowe 789) und als Murrgauort: Ingersheim (in pago Murrachgowe 836). Zur genauen Abgränzung der Gaue unter sich, liegen nicht genug Anhaltspunkte vor. Zu bemerken ist, daß sich in diesen Gegenden länger als anderwärts und noch bis auf den heutigen Tag eine Gaubezeichnung erhalten hat, der Zabergau, welcher noch als eine allgemeine Bezeichnung der Zabergegenden gilt.

Die Vergabungen an die Klöster Lorsch an der Bergstraße, Weissenburg und Erstein im Elsaß, Hirschau, Denkendorf, das Priorat Reichenbach und an das Hochstift Speier bieten uns die früheste Kunde einzelner Ortschaften; nach der Zeit ihres frühesten geschichtlichen Auftauchens gereiht sind die ältesten bekannten die folgenden: Lauffen um 741 (die gleichzeitige Urkunde ist jedoch nicht erhalten), Bietigheim 789, Bönnigheim, Erligheim 793, Hofen, Ingersheim 836, Kirchheim 1003, Besigheim zwischen 1043–77 (gleichzeitige Urkunde verschwunden), Wahlheim 1075,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0080.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)