Seite:OABesigheim0097.jpg

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gesetzt werden dürfte. Diesem Brunnen wird sein Wasser in einer Röhrenfahrt von 2200 thönernen Teicheln beinahe eine Stunde weit, aus dem Neckarhaldenwald, gegenüber von Hessigheim, zugeleitet. Eine weitere, von dem Hauslachrain herkommende, ziemlich stark inkrustirende Quelle vereinigt sich unweit der Stadt mit jener Hauptwasserleitung. Neben dem Marktbrunnen bestehen noch 2 laufende Brunnen, der eine bei dem Oberamteigebäude erhält sein Wasser von der gedachten Wasserleitung – der andere im unteren Theile der Stadt wird von dem Abwasser des Marktbrunnens gespeist. Außer den laufenden Brunnen, welche in trockenen Sommern nachlassen, und deren sonst gutes und gesundes Wasser dann lack wird, sind noch 5 gegrabene oder Pumpbrunnen vorhanden. Früher bestand in der Nähe der Enz, unterhalb der oberen Brücke, ein Bad, welches in ein Privatwohnhaus umgewandelt ist, in dessen Erdgeschoß gegenwärtig noch Reste der ehemaligen Badstuben sichtbar sind.

Außerhalb der Stadt, namentlich auf der linken Seite der Enz, kommen in den Gärten und Feldgütern mehrere Quellen zum Vorschein und in der Nähe des Enzviadukts besteht der etwa 1 Morgen große Egelsee. Periodisch fließende Quellen, sog. Hungerbrunnen, befinden sich 1/8 Stunde oberhalb der Stadt im Enzthal und in der Nähe des sog. Hagenbrünnle, 1/2 Stunde südwestlich von Besigheim. Der von Löchgau herkommende Steinbach schickt sein Übereich unfern der Stadt in die Enz (s. den allg. Theil).

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden sind zu nennen:

1) Das Rathhaus, zu dessen Erbauung der Markgraf Karl von Baden im J. 1459 Erlaubniß ertheilte, und welches er als Kaufhaus einrichten ließ, ist ein imposantes, über die nächst gelegenen Häuser weit emporragendes Gebäude, mit einem spitzbogigen Eingang, über dem das badische Wappen angebracht ist, und einem verhältnißmäßig hohen Dach mit abgestutzten Giebelecken, auf denen je ein Thürmchen sitzt. Die hintere, ganz massive Giebelseite steht auf der westlichen, sehr hohen Stadtmauer und gewährt einen großartigen Anblick; in dieser Seite sind mehrere steinerne Kugeln eingemauert, welche Herzog Ulrich bei der Belagerung der Stadt im Jahr 1504 auf das Rathhaus abschießen ließ. In den zwei unteren Stockwerken, welche als Magazine zur Aufbewahrung von Brettern und Marktrequisiten dienen, sieht man an dem dauerhaften Eichenholzeinbau noch mehrere durch Kanonenkugeln beschädigte Stellen. In dem dritten Stockwerk befinden sich die wohleingerichteten Gelasse für den Gemeinderath. Früher waren die Innenwände des Rathhauses mit Fresken bemalt, von denen einzelne,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)