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der Übertünchung entgangene, noch von der guten Ausführung dieser ehemaligen künstlerischen Ausstattung zeugen.

2) Das Gerichtsnotariatsgebäude, ein einfaches, wohlerhaltenes Haus, welches nur durch ein schmales Gäßchen von dem Rathhaus getrennt ist.

3) Die an dem Kelternplatz bei dem Gasthof zum Waldhorn stehenden Keltergebäude, nämlich die große Kelter mit 6 Bäumen und noch einem weiteren Baum in einem Anbau; unter derselben befindet sich ein Keller zu 300 Eimer Faß; ihr oberes Stockwerk ist als Fruchtkasten eingerichtet. Die kleine Kelter hat 2 große und 2 kleine Bäume.

4) Das Armenhaus, steht hinter dem Waldhorn auf dem sog. Bühl und gehörte ohne Zweifel zu den ehemaligen Schloßgebäuden; in dem unteren, massiven Stockwerke befinden sich noch einige schmale, spitzbogige gedrückte Lichtöffnungen, welche für das hohe Alter des Gebäudes zeugen.

Zum öffentlichen Gebrauch bestehen 3 in den 1820er Jahren erbaute Backhäuser und ein neben dem ehemaligen Badhaus erbautes Waschhaus. Das der Gemeinde gehörige Schafhaus steht außerhalb der Stadt auf der Südseite.

Folgende Gebäude sind Eigenthum des Staats, welchem auch die Unterhaltung derselben obliegt:

1) Die an dem südöstlichen Ende auf dem höchsten Punkt der Stadt gelegene Pfarrkirche, welche nach einer an der nordwestlichen Ecke des Langhauses angebrachten Inschrift 1448 erbaut wurde, übrigens im Laufe der Zeit manche Veränderung erlitten zu haben scheint, was einige eingemeißelte Jahreszahlen, wie 1545 über der spitzbogigen Sakristeythüre und 1685 über dem Eingang in den Thurm bestätigen. Eine durchgreifende Veränderung wurde erst im Jahr 1847 an dem Langhaus vorgenommen, wodurch die Kirche geräumiger und freundlicher wurde. Der ursprüngliche, einfache germanische Baustyl der Kirche, wiewohl man ihn bei der letzten Restauration so viel als thunlich beizubehalten suchte, ist ziemlich verschwunden und mußte der Zweckmäßigkeit weichen. Das Langhaus hat spitzbogige Fenster ohne Füllungen, über jedem derselben ist eine runde Lichtöffnung angebracht. Auf der westlichen Giebelseite ließ man zu beiden Seiten des ursprünglichen spitzbogigen Eingangs je eine Spitzbogenthüre einbrechen, die in den Bogentheilen hölzerne, germanische Füllungen erhielten. Das mit einem halben Achteck schließende Chor[1] ist höher als das Langhaus und mit


  1. Eine in Besigheim aufbewahrte Urkunde bezeugt die am 26. Mai 1383
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)