Seite:OABesigheim0099.jpg

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Strebepfeilern versehen, zwischen denen sich Spitzbogenfenster befinden, welche leider ihrer Füllungen beraubt wurden. Der massive, viereckige, nicht hohe Thurm, auf den zu Ende des letzten Jahrhunderts ein weiteres Stockwerk gebaut wurde, trägt ein bohlenförmiges Schieferdach; auf demselben hängen 3 Glocken, von denen die größte 1754 – die mittlere 1353 – und die kleinste 1793 gegossen wurde. Das Innere der Kirche ist freundlich und hell; zwei Emporen, deren Brüstungen im germanischen Geschmack bemalt sind, ruhen über einander. Kanzel und Taufstein sind bei der letzt vorgenommenen Restauration im germanischen Style neu gefertigt worden. An der nördlichen Seite des Schiffs befindet sich eine Seitenkapelle mit einem Netzgewölbe, auf dessen Schlußsteinen ein Kelch und ein Steinmetzenzeichen angebracht sind.

Von dem Langhaus führt ein spitzbogiger Triumphbogen in das mit einem Kreuzgewölbe versehene Chor; in demselben steht ein 42′ hoher, mit geschlossenen Thüren 13′ – und mit geöffneten 23′ breiter Flügelaltar von ausgezeichneter Bildschnitzerarbeit. Das Mittelbild stellt lebensgroß in Holz geschnitzt die heil. Katharina dar, hinter ihr steht der Nachrichter, der Heiligen zur Seite eine Königsfigur, vornen zwei Geistliche, ihr das Evangelium vorhaltend. In den Vertiefungen der beiden Seitenfelder, gleichfalls lebensgroß, links der Evangelist Johannes, rechts Johannes der Täufer; diese Gruppe umgibt eine freistehende Wand von schönem Laubwerk, darüber sind der h. Martinus seinen Mantel vertheilend und der h. Georg, ferner ein Mann mit einem Stab (St. Nikolaus?) und eine weibliche Gestalt mit einem Handkörbchen angebracht. Über dem Gesimse dieser Hauptdarstellung erhebt sich unter einem Baldachin Christus als Weltrichter, umgeben von vier Engeln mit den Marterwerkzeugen, ihm zur Seite knieende Statuen, rechts: Maria, links: Johannes der Täufer; zu den Füßen des Herrn und in der Mitte zwischen den zwei Halbfiguren des Königs David und der h. Cäcilie, flehen die armen Seelen als kleine nackte Gestalten zu ihm empor. Über den obersten Baldachin erhebt sich eine kleine Madonna mit dem Jesuskind. Unter dem Gesims, welches der mittleren Hauptgruppe zur Basis dient, stehen in den Nischen ebenfalls noch zwei Halbfiguren, von welchen eine ganz verstümmelt ist, die andere weibliche Gestalt zwei Kinder auf den Armen hält. Die Flügelthüren in Relief zeigen links den englischen Gruß und die Anbetung der Weisen, rechts die Geburt Christi und die Flucht nach Egypten. Der Altar ist Eigenthum der Gemeinde Besigheim.


    erfolgte Einweihung des hiesigen Chors durch den Weihbischof Konrad als Stellvertreter des Bischofs Nicolaus von Speier zu Ehren der hiesigen Kirchenpatrone, der heiligen Bischöfe Nicolaus und Martin und der heil. Katharina.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)