Seite:OABesigheim0117.jpg

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hier der offene Neckar bald erreicht ist. Im Ganzen hat der Canal, einschließlich der Schleuße eine Länge von 2600′.

Die Verbindung auf dem Weg von Besigheim nach Hessigheim und Gemmrigheim, der den Canal oberhalb der Schleuße durchschneidet, ist mittelst einer Fallbrücke über den Canal hergestellt, die, wenn Bergschiffe durchgehen, aufgezogen wird, damit diese die Maste nicht umlegen dürfen, was keine lange Unterbrechung zur Folge hat.

Am obern Ende ist der Canal mit einer Zuschließung versehen gegen Hochwasser, Eisgänge und zum Ablassen desselben. Die Schleuße, die mithin beinahe am untern Ende des Canals liegt, ist zwischen den Häuptern 202′, zwischen den Thoren, welche 16′ weit sind, 100′ lang und hat ein Gefäll von 11′; die Kammer ist 30′ weit, um eine s. g. ganze Schifferei auf einmal aufnehmen zu können. Die zwei paar Thore, in denen Schützen zum Füllen und Entleeren angebracht sind, bestehen aus Eichenholz und sind gut mit Eisen zusammengehalten und nicht beweglich. Die Wände von guten Keupersandstein-Quadern stark aufgeführt, sind im Stande, Hochgewässern und Eisgängen zu trotzen. Die Schleuße wird von einem Wärter bedient, der am Fuße des Neusatzbergs, außer Bereich des Hochwassers, seine Wohnung hat.

Schiff- und Floßgasse bei Gemmrigheim

ist wie bei Mundelsheim eingerichtet, aber ohne Schließung und Warte.

Steinerne Kammerschleuße, Canal und Leinpfad bei Kirchheim.

Nachdem vorgedachte Schifffahrtsbauten hergestellt waren, blieb noch eine alte Floß- und Schiffgasse in dem Wehr zu Kirchheim für Schiffe zeitraubend und gefahrvoll zu befahren. Diese an dem rechten Neckarufer gelegene Gasse, die jetzt noch von Flößern und theilweise von Thalschiffern durchfahren wird, hatte so starkes Gefäll, daß bei der Bergfahrt übermäßige Vorspann erfordert wurde, auch mußten Schiffreiter, eine halbe Stunde unterhalb Kirchheim, im s. g. Durum auf dem linken Ufer angekommen, auf den bis Kirchheim am rechten Ufer gelegenen Leinpfad übersetzen, um bei Kirchheim wieder auf den linken Leinpfad übergesetzt zu werden.

Um diesen Übelständen abzuhelfen, wurde auch hier eine dauerhafte Schleuße von Werksteinen zu einer ganzen Schifferei wie die in Besigheim, hart an der Mühle, am linken Ufer erbaut, der Leinpfad von hier bis in’s s. g. Durum, eine halbe Stunde unterhalb Kirchheim vom rechten auf das linke Ufer verlegt, und das Ufer und der Leinpfad mit dauerhaftem Pflaster versehen, welche Bauten in den Jahren 1848 und 1849 mit einem Aufwand vom etwa 100.000 fl. in Ausführung kamen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)