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setzte weiter außen „bei der Linde“ über eine Mauer hinab und zog auf das St. Petersfeld, dessen Saat er verwüstete. Durch Schüsse aus Hackenbüchsen, welche aus der Stadt geschahen, wurden sie endlich vertrieben. Indeß wurde doch bald darauf der Herzog Wilhelm von Baiern nebst dem Truchseß Georg von Waldburg und 1000 Pferden eingelassen (v. Martens, 172).

Am 22. April 1525 trieb der Bauernaufstand, der „ganze helle Haufen“, allhier sein wildes Wesen; als auf die schriftliche Aufforderung der Bauern vom 24. April (Sattler, Herz. 2. Beil. Nr. 117) der alte und der neue Vogt sich weigerten, die Leute zu den Bauern stoßen zu lassen, nahmen diese beide gefangen und wollten sie durch die Spieße jagen; doch gelang es noch, sie aus den Händen der Bauern loszubitten.

Die Drangsale des 30jährigen Krieges, namentlich nach der Nördlinger Schlacht, schlugen auch hier tiefe Wunden; trotz 2000 fl. Brandschatzung, welche den am 11. (21.) Sept. 1634 eingefallenen Bockischen Reitern bezahlt werden mußten, wurde die Stadt ausgeplündert, die Einwohner auf’s Schändlichste mißhandelt und viele derselben gemordet. Gegen Ende des Jahrs 1634 wurden als Winterquartier drei Compagnien Reiter und eine Compagnie Fußvolk hieher gelegt, welche 36 Wochen lang liegen blieben. Der um diese Zeit angerichtete Schaden wurde auf 79.000 fl. angeschlagen (v. Martens, 365). Hundert Häuser wurden theils abgerissen, theils verderbt. Am 5. (15.) Febr. 1647 traf ein Theil des Heeres des Generals Königsmark, der Oberst Dannenberg mit drei Reiterregimentern, zusammen 3000 Pferde, bei Bietigheim ein; sie drangen jedoch nicht in die Stadt selbst ein, wurden aber von dieser aus in den Vorstädten, wo sie sich einquartirten, mit Lebensmitteln versehen.[1]

Im Reichskrieg mit Frankreich im Jahr 1693 bezog der Markgraf Ludwig von Baden hier, am 23. Aug. (2. Sept.), ein Lager mit dem rechten Flügel, während der linke Flügel bei Markgröningen lagerte. Der Schaden, welchen Bietigheim von den Franzosen durch Plünderung erlitt, wurde zu 21.306 fl. angegeben. (v. Martens, 543. 544.)

Im österreichischen Erbfolgekrieg kam die erste Abtheilung der zweiten Colonne des französischen Marschalls von Belleisle am 26. August 1741 nach Bietigheim, wo sie am 27. Rasttag hielt. Den 2. September 1744 traf der General Segur mit seinem französischen Fußvolk hier ein, derselbe lagerte hier Ende Aprils und im Mai 1745 mit einer nur 115 Mann starken Abtheilung, von der 52 Mann von den Österreichern


  1. Über den ökonomischen Zustand von Stadt und Amt Bietigheim nach dem 30jährigen Krieg siehe den Bericht von Vogt, Bürgermeister und Gericht zu Bietigheim, vom 7. Juni 1655, abgedruckt in Canzlers neuem Magazin für die neuere Geschichte, Erd- und Völkerkunde S. 1–10.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)