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1674 überließ Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg an Bernhard Schaffalizky die hohe Jagd und Wildfuhr im Wald Vogelsang, wofür letzterer dem Herzog etliche Kunstwerke und seine Kunstkammer übergab und das kleine Waidwerk auf Hohenhaslacher und Klein-Sachsenheimer Markung abtrat; die hohe forstliche Obrigkeit behielt Württemberg. Neben den Schaffalizky besaß aber noch um diese Zeit die Familie von Dachenhausen einen – wahrscheinlich von den Söhnen des Poppo von Witzleben ererbten oder erkauften – Theil an F. ; denn im J. 1681 verpfändete Bernhard Ludwig von Dachenhausen, kurpfälzischer Kapitän, einen solchen Theil an Benigna Veronica von Janowiz, geb. Schaffalizky, Tochter Bernhards I. (welche er Base nennt). Diese von Janowiz (seit 1673 Wittwe) verkaufte jedoch im Jahr 1682 ihre hiesigen Güter für 3500 fl. an „ihren Vetter“ Bernhard II. von Schaffalizky, württemb. Obervogt zu Vaihingen. So wurde dieser Bernhard alleiniger Besitzer von F. und suchte jetzt der Verbindlichkeiten nach Außen los zu werden; auch kaufte er noch hinzu im Jahr 1683 für 1500 fl. von dem Domstift zu Speier dessen Zehenten zu F., „wie ihn dasselbe von undenklichen Jahren her besessen“ und im Jahr 1684 drei Morgen Waldes auf hiesiger Markung von vier Bönnigheimer Bürgern. 1

Aber schon am 13. März 1685 verkaufte er an Johann Eberhard Varnbüler und dieser gleich am folgenden 17. Merz an den Administrator Herzog Friedrich Carl von Württemberg († 1698) für 35.000 fl. das eigenthümlich ingehabte freiadelige Gut und Dorf F. mit allen Unterthanen, deren 17 an der Zahl, mit allen juribus, episcopali, territoriali, Malefitz- und Blutbann, auch anderer hoher und niederer, auch forstlicher Obrigkeit (außer den Strafen und Freveln am hohen Wildpret), groß und klein Waid- und Jagensgerechtigkeit in den zum Gut Freudenthal gehörigen 400 Morgen Wald, auch andern auf Löchgauer und Erligheimer Markung liegenden Waldungen und Feldern, 300 Morgen Äcker, 70 Morgen Wiesen, 27 M. Weingarten, 12 M. Gärten, dem großen Frucht- und Wein-Zehenten auf Freudenthaler Markung u. m. a. Von hiemit veräußerten Gebäuden werden genannt: a) oben im Dorf ein fein adlich Haus samt großer Hofraithung,[1] zwei Scheunen und Stallungen, b) ein steinern Haus unten im Dorf, samt Scheunen, Stallung und Schmiede; c) ein dabei stehendes feines Haus für Maier und Gesind, nicht weit davon ein abgebrannter adlicher Sitz, jetzt Schafhaus. Der Herzog Administrator ließ sofort das Dorf auf württemb. Fuß einrichten; an die Stelle der alten Kapelle, wie bereits erwähnt, die noch stehende Kirche aufführen und verbesserte die Pfarrbesoldung. Indeß gerieth der Herzog im Jahr 1692 in


  1. Das nachherige Judenschlößchen.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0175.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)