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französische Gefangenschaft und vermuthlich war es Folge dieses Unfalls, daß er Freudenthal an Eberhard Friedrich von Neipperg verkaufte; von diesem kam Freudenthal mit allen Zugehörungen, den 15. Nov. 1696 durch Kauf für 30.000 fl. und 100 Dukaten an Hans Karl Freiherrn von Thüngen, kaiserl. Generalfeldmarschall und bekannten Kriegshelden († 1709), welcher nach seinem zu Speier erfolgten Tode in der von ihm selbst erbauten Gruft unter dem Altar der Kirche beigesetzt wurde (s. oben). Seine Erben waren Seitenverwandte, von Thüngen, von Voith Salzburg und Zobel von Giebelstadt. In dieser letztern Familie bekam F. „jure hereditariae emtionis“ der Freiherr Johann Gottlob Zobel von Giebelstadt, Herr zu Herchsheim, und besaß es von 1710–27. Im Jahr 1727 verkaufte nach seinem Tode seine hinterlassene zahlreiche Familie Gut und Dorf Freudenthal mit Zehenten in Löchgau, Horrheim und Gündelbach an die Landhofmeisterin, Gräfin von Würben, geb. v. Gräveniz, für 47.000 fl. welche sich sofort Reichsgräfin von Würben und Freudenthal etc. nannte; diese erbaute an der Stelle des unten im Dorf befindlichen steinernen Hauses, welches oben erwähnt ist, das neue Schloß (s. oben) und legte den Schloßgarten an. Sie ist die Stifterin der Judenschaft zu F., denn sie nahm, laut Schutzbrief vom 1. Oct. 1731, 24 jüdische Familien unter dem Vorsteher Levi Fränkel gegen Bezahlung in das Dorf auf, welcher Schutzbrief sodann durch einen Regierungsrathsbefehl v. 6. Juli 1747 bestätigt wurde.

Nach ihrem Sturze trat die Landhofmeisterin durch Endvergleichung vom 30. August 1736 ihren hiesigen Besitz gegen eine namhafte Summe an Württemberg ab, das ihn dem Kammerschreibereigut einverleibte.

Bei der Steuerconvention des Ritterkantons Kocher im Jahr 1759 wurde die Steuer von 19 fl. 17 kr. auf 24 fl. 37 kr. erhöht.

Ursprünglich bestand hier eine Kapelle zur heil. Maria als Filial der Kirche in Löchgau. Am 14. Mai 1392 bestätigte Heinrich von Ehrenberg, Probst zu St. Weidenstift in Speier, eine Kapellenpfründe, welche der Löchgauer Pfarrherr Konrad Nagel und die Bewohner Freudenthals stifteten (Remling, Urkdbuch. zur Gesch. der Bisch. zu Speyer. Ält. Urk. 690). Der älteste eigene Pfarrer Freudenthals, welcher sich ermitteln läßt, ist aus der protestantischen Zeit v. J. 1599. Die Reihe seiner Nachfolger ist aber unterbrochen, indem F. in den Jahren 1694–1710 wieder Filial war, theils von Hohenhaslach, theils von Erligheim. Die Pfarrstelle hängt von königlicher Collatur ab; bis zum J. 1732 hatten die Grundherren von Freudenthal das Patronats- und Nominationsrecht.

Im J. 1635 litt Freudenthal wiederholt durch Feuersbrünste, welche die Kaiserlichen anfachten (Schmidlin, Beitr. 1, 257, 268, 276).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0176.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)