Seite:OABesigheim0178.jpg

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welche von romanischen, schön gearbeiteten Säulen ausgehen; die Fenster sind sehr schmal, gedrückt spitzbogig und tragen, wie auch die an der östlichen und nördlichen Wand angebrachten Sacramenthäuschen (Kästchen), den Stempel der Übergangsperiode von dem romanischen zu dem germanischen Baustyl. An den Wänden und an der gewölbten Decke sind noch spärliche Spuren von alten Freskogemälden vorhanden. Dieses schön ausgestattete Stockwerk des Thurmes, diente ursprünglich als Chor der früheren Kirche, von der sowohl noch die Grundmauern, als auch die Spuren des an den Thurm angebaut gewesenen Kirchengiebels sichtbar sind; ebenso läßt sich der nun zugemauerte, rundbogige Triumphbogen, welcher von der früheren Kirche zu dem Thurm führte, noch leicht erkennen. Das zweite, ebenfalls mit einem Kreuzgewölbe versehene Stockwerk des Thurms, zu dem der ursprüngliche, 30′ über der Erdfläche befindliche, rundbogige Eingang führt, hat die gleichen Fenster wie das erst beschriebene und noch an der Ostseite eine Fensterrose aus der übrigens die Füllungen leider herausgeschlagen wurden; indessen sind noch deutliche Spuren des früher da gestandenen Altars sichtbar und am Schlußstein des Gewölbes ist der eiserne Ring noch vorhanden, an dem ehemals das ewige Licht hing. Die gewölbte Decke und die Seitenwände sind mit alten, sehr schönen Fresken reich bedeckt, welche, obwohl sie sehr gelitten haben, doch den fertigen Meister hinlänglich bekunden. An der Ostseite sitzt über der Wandrose Gott Vater und hält Gericht; zu seinen Füßen, oder vielmehr an den beiden Seiten der Fensterrose, sind eine Menge Figuren (die Gerichteten) angebracht, von denen die links des Herrn befindlichen von Feuerflammen umzückt werden. An dem Gewölbe sieht man die Symbole der vier Evangelisten, Engel, Adler, Löwe und Stier, in Lebensgröße dargestellt, welche Spruchbänder mit unleserlich gewordener Schrift halten. Außer diesen sind viele Bilder aus der christlichen Geschichte angemalt, von denen sich die Anbetung Christi, die Flucht nach Ägypten etc. noch leicht erkennen lassen. Aus dem Ganzen geht hervor, daß dieses Stockwerk früher als Kapelle benützt wurde. An der Nordseite des Thurms wurde später ein Stiegenhaus angebaut, in welchem eine schmale Wendeltreppe auf den Thurm führt. Auf dem Thurme hängen drei Glocken, von denen die größte 1781 und die mittlere 1832 gegossen wurde; die kleinste und ohne Zweifel die älteste, trägt weder Schrift noch Zeichen. Die Kirche, welche in keinem ursprünglichen Zusammenhange mit dem Thurme steht, wurde, nach dem Abgang der frühern, mit dem Chor an die Nordseite des Thurms in spät-germanischen Style angebaut; sie hat spitzbogige Eingänge und Fenster, von denen die letzteren in den Bogentheilen im germanischen Geschmack gefüllt sind; das dreiseitig schließende Chor ist überdieß noch

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0178.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)