Seite:OABesigheim0179.jpg

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mit Strebepfeilern versehen; einige Veränderungen, welche durch das Einbrechen von Fenstern etc. vorgenommen wurden, stören den sonst in richtigem Einklang stehenden Kirchenbau. An der Nordseite des Langhauses sind vier sehr alte, roh gearbeitete Steinbilder neben einander eingemauert, welche noch von der früheren Kirche herzustammen scheinen, sie enthalten 1) einen Abt oder Bischof mit dem Hirtenstab, 2) den Erzengel Michael, 3) eine schwebende Figur mit Flügeln und 4) eine männliche Figur mit dem Zepter in der Rechten. In ziemlicher Entfernung unter diesen Figuren ist ein in gleicher Manier ausgeführtes Bild des Gekreuzigten mit Maria und Joseph zu beiden Seiten des Kreuzes stehend, eingemauert. Das Innere der Kirche ist durch Emporkirchen, welche größeren Theils im Renaissancegeschmack ausgeführt sind, verdunkelt; die Emporen sind von schön geschnittenen, eichenen Säulen unterstützt, deren eine die Jahreszahl 1599 trägt. Die Decke ist flach mit Querbalken construirt und ruht auf einer in der Mitte der Kirche stehenden, hölzernen Säule, auf welche „anno 1577“ eingeschnitten ist. Kanzel und Taufstein sind im germanischen Styl gehalten. Von dem Schiff führt ein spitzbogiger Triumphbogen in das flach gedeckte Chor; an der Spitze des Bogens ist die Jahreszahl 1575 angebracht. Zu beiden Seiten des Triumphbogens stehen im germanischen Style gehaltene Baldachine (Überbau von Seitenaltären), von denen der südliche mit einem Netzgewölbe versehen ist, dessen Schlußstein ein Steinmetzzeichen enthält; an der obern Brüstung desselben befindet sich ein Wappen mit einem Hirschgeweih im Schilde und einer Jungfrau, welche in jeder Hand ein Hirschhorn hält auf dem Helm; über demselben steht eine räthselhafte Inschrift und unten an der Hohlkehle des Steins die Jahreszahl 1526. Der nördlich stehende mit einem schön construirten Kreuzgewölbe versehene Baldachin enthält außer einem Wappenschild mit einer Kanne nichts Bemerkenswerthes. Die Sacristei hat ein einfaches Kreuzgewölbe, dessen Gurten theils von Fratzengesichtern, theils von Wappenschildern ausgehen; von den letzteren sind zwei ohne Zeichen, das dritte enthält zwei abwärts gekreuzte Dolche. Der ziemlich große, ummauerte Begräbnißplatz liegt an der Kirche; er ist, wie die Kirche, Eigenthum der Stiftungspflege, welcher auch die Baulast von beiden zusteht. Das gut erhaltene Pfarrhaus, ehemals zur St. Wendels Pfründ gehörig, welches Eigenthum der K. Hofdomänenkammer ist, wurde nach einer über dem spitzbogigen Eingang in dasselbe angebrachten Jahreszahl 1513 erbaut und bildet mit seinen Ökonomiegebäuden, Garten und Hof einen wohlgeschlossenen, angenehmen Pfarrsitz. 1

Unfern der Kirche steht das gut eingerichtete Schulhaus mit Lehrerwohnung, welches auf Gebäude-Fundamenten von dem früher

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0179.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)