Seite:OABesigheim0185.jpg

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Widumsgüter des Stiftes Backnang, einer markgräflich badischen Gründung, gewesen sein; dieses Stift besaß laut der päpstlichen Bulle vom 11. April 1245 hier einen Hof, eine Mühle und die St. Johanniskirche (diese ursprünglich gräflich vaihingisch, s. unten), erkaufte übrigens auch später noch Mehreres von einzelnen Herren, wie im J. 1449 von Wilhelm von Sachsenheim, im J. 1450 von Bernold von Urbach deren freieigene Wasser. Der hiesige Backnanger Hof, genannt der Oberhof, war gefreit (Backnanger Stiftslagerbuch von 1501); dazu gehörte eine Kellerei; der Keller war in kirchenräthlichen Zeiten, seit 1770, zugleich Kl. Hirschauischer Pfleger zu Hessigheim. Frucht- und Weinzehenten mit wenigen Ausnahmen, sowie der Heu- und kleine Zehent waren stift-backnangisch.[1]

Württemberg mag den Ort theils um 1300 mit Backnang, theils in den 1360er Jahren mit Lauffen[2] erworben haben. Bei der württembergischen Landestheilung von 1442 war G. ein Antheil des Grafen Ulrich.

Den Hof, welcher dem Kloster Reichenbach gehörte, erkaufte Herzog Ulrich im J. 1545 für 400 fl. von dem Prior und Convent mit Bewilligung der markgräflich badischen Vormünder und des Grafen Wilhelm von Eberstein.

Im J. 1809 kam G. zum Staatscameralamt Besigheim, das später mit Bietigheim combinirt wurde, und im J. 1818 an das Hofcameralamt Lauffen.

Die hiesige Kirche besaß im Anfang des 13. Jahrhunderts, von dem Grafen Gottfried von Vaihingen damit belehnt, der Ritter Rugger von Stockheim und übergab sie im J. 1231, indem er genanntem Grafen andere Güter surrogirte, an das Stift Backnang (Gabelkh.), welches sie sofort incorporirte und einen Pfarrer aus seiner Mitte hieher präsentirte (Würdtwein Subsid. 10, 336). Im J. 1524 stiftete Dr. Wendel Schweickher, Domherr zu Augsburg, eine St. Wendels-Pfründ in diese Kirche und bewidmete sie mit 1/6 des Wein- und des großen Fruchtzehenten und 1/3 des kleinen Zehenten zu Bönnigheim, welchen er zu diesem Behuf von dem Kl. Bebenhausen für 1500 Goldgulden erkauft hatte.


  1. Die Stiftskellerei war, in Folge einer alten Stiftung, schuldig, im Herbste zum beliebigen Trunk der Insassen ein Fäßchen Wein aufzustellen, und wenn es geleert war, wieder zu füllen. Diese jährliche Abgabe beschränkte Herzog Christoph wegen eingerissenen Mißbrauches auf 3 Eimer 4 Imi 6 Maas, je am Urbanustag auszutheilen, weshalb dieser Stiftungswein Urbeleswein genannt wurde. Später wurden dafür am Pfingstmontag jedem Bürger 2 Maas Wein und 1 Laib Brod ausgetheilt. Erst vor einigen Jahren wurde diese Stiftung abgelöst. Klunzinger Lauffen 113.
  2. Siehe dort. Als Zugehörung von Lauffen erscheint wenigstens Gemmrigheim schon im J. 1432. Steinhofer 2, 760, Sattler Grafen 2, 110.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0185.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)