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Das Ernennungsrecht hiezu überließ Hans Schweickher im J. 1555 für 300 fl. dem Herzog Christoph. Die Pfarrstelle besetzt heutzutage die Krone Württemberg als Rechtsnachfolgerin des Stiftes Backnang.

Im Bauernkrieg zogen die Bauern gegen 3000 Mann stark den 19. April 1525 vom Wunnenstein nach G. Während des dreißigjährigen Krieges wurden 62 Häuser hier eingerissen und der damalige Kriegsschaden überhaupt auf 165.873 fl. berechnet.

Über die bedeutenden Überreste röm. Wohnplätze, Straßen und Befestigungen, wie über einige Grabhügel und andere alte Grabstätten, welche auf der Markung sich vorfinden, s. den allg. Theil.


Groß-Ingersheim,
Gemeinde II. Kl. mit 1537 Einwohnern, worunter 5 Kath. – Evangel. Pfarrei. Die Katholiken sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.

Das marktberechtigte Pfarrdorf Groß-Ingersheim liegt 11/2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt an einem östlichen Abhange gegen das Neckarthal. Der große, ziemlich reinlich gehaltene, übrigens unregelmäßig und uneben angelegte Ort, dessen Gebäude größtentheils mit steinernem Unterstock versehen sind, gehört zu den ansehnlicheren Orten des Bezirks. Gutes Trinkwasser liefern 5 laufende Brunnen, überdieß fließt ein kleiner Bach, welcher theils von den Abflüssen der Brunnen, theils von einigen in den s. g. Straßenwiesen entspringenden Quellen gespeist wird, mitten durch das Dorf; eine Wette befindet sich an der westlichen Ortsseite. Der nur 1/8 St. vom Ort vorbeifließende Neckar, welcher gegen 3/4 Stunden lang die östliche Grenze der Markung bildet, tritt nicht selten aus und wird dann den Thalwiesen zuweilen schädlich, häufig aber durch seine düngende Schlammablagerung nützlich. Die Luft ist gesund und mild; das Dorf selbst wird gegen Norden und Westen durch sanft ansteigendes Terrain, welches den freien Zutritt der kalten und feuchten Winde einigermaßen verhindert, ziemlich geschützt, daher Frühlingsfröste in dessen nächster Umgebung weniger schaden, als in dem Neckar-Thale und auf den höher gelegenen Stellen der Markung. Hagelschlag kommt selten vor.

Die ansehnliche Pfarrkirche liegt am südöstlichen Ende des Orts oben an dem Neckarthal-Abhange, von dem man eine reizende Aussicht in das Thal selbst und an die den Hintergrund der Landschaft bildenden Murrhardter und Welzheimer Berge genießt. Das Schiff der Kirche trägt noch manche Spuren von germanischem Baustyl, namentlich haben sich an der Südseite desselben noch zwei spitzbogige, in den Bogen-Theilen schön gefüllte Fenster erhalten, während in den übrigen Theilen manche

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0186.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)