Seite:OABesigheim0250.jpg

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Ansicht der Insel selbst, dagegen überblickt man hier einen großen Theil des reizenden Neckarthales mit dem oberhalb der größeren Brücke zu einer Breite von 500′ angeschwellten imposanten Flusse, und in nicht zu großer Ferne sind noch die Punkte: Heilbronner Warte, Michelsberg, Liebenstein u. s. w. sichtbar. 1

Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß ursprünglich der felsige Bergrücken, auf welchem die Stadt steht, mit der Felseninsel, wie mit dem jenseitigen Ufer zusammenhing und das Ganze sich dem Fluß quer entgegen stellte, so daß derselbe genöthigt war, seine nordwestliche Richtung in eine südliche zu ändern und einen großen, eirunden Bogen um den Seugenberg zu beschreiben, um sich nach einem Lauf von 13/4 Stunden wieder auf einige 100 Schritte dem Punkt zu nähern, von wo aus die Ablenkung ihren Anfang nahm. Dieser Ansicht entspricht nicht nur ein in jener Richtung stark ausgeprägtes, ehemaliges Thal und Flußbett, sondern auch der Umstand, daß der Neckar während der großen Überschwemmung 1824 dieses frühere Bett wieder aufsuchte und einen Theil seiner Hochfluthen um den Seugenberg führte. Nach dem erfolgten Durchbruch des felsigen Rückens erreichte der Neckar auf eine Strecke von einigen 100′ das Niveau, zu dem er früher erst nach 13/4 stündigem Lauf gelangte; es ist daher in der Natur der Sache begründet, daß der Fluß an der Stelle seines jetzigen Durchganges einen sehr starken Fall erhielt, vielleicht auch noch, über Felsen stürzend, einen Wasserfall bildete, der jene, den Schiffern und Flößern wohlbekannte Tiefe auswühlte, welche der Wirbel genannt und von dem Volke für unergründlich gehalten wird. In früherer Zeit mag immerhin diese Tiefe beträchtlicher gewesen sein, sie wurde aber theils durch abgelagerten Schutt, theils durch das Abnehmen der vorliegenden Felsen auf natürlichem Wege – theils bei der neuesten Eindämmung des Neckars künstlich vermindert und beträgt jetzt nur noch 20–28′[1]. Diesem


  1. Die allgemeine Ansicht, der felsige Bergrücken zwischen Stadt, Insel und Dorf Lauffen sei auf künstliche Weise und zwar, wie Viele annehmen, von den Römern aus ökonomischen – oder militärischen Rücksichten durchbrochen worden, dürfte bei strenger Prüfung der Sache an Wahrscheinlichkeit verlieren; denn abgesehen von dem Riesenunternehmen einem zwischen Stadt und Insel 50′ – und zwischen Insel und Dorf 250′ langen – durchschnittlich einige 100′ breiten Felsen ohne Hilfe des Pulvers künstlich zu durchbrechen, würde durch dieses Werk in ökonomischer Beziehung nur das frühere Bett des Neckars für die Landwirthschaft gewonnen worden sein, was in frühester Zeit, wo man mit Grund und Boden nicht geizen durfte, in keinem Verhältniß mit dem erforderlichen Kraft- und Kostenaufwand
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)