Seite:OABesigheim0254.jpg

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welche gegen oben in eine, innerhalb der Mauer laufende steinerne übergeht, auf die wohlerhaltene Zinne, auf der in neuerer Zeit ein hölzernes Gerüste mit einer Glocke errichtet wurde. Der Mantel, ein schmuckloses, viereckiges Gebäude, dessen ursprüngliche platte Zinne erst später ein Ziegeldach erhielt, hat 7′ 9″ dicke Mauern, an der Ostseite desselben, 15′ über der Erdfläche, ist der nun zugemauerte Eingang angebracht, der später durch einen zu ebener Erde eingebrochenen ersetzt wurde. An dem Mantel befinden sich einige rundbogige, tief eingehende Lichtöffnungen, nach deren Construction die Erbauung des Mantels und ohne Zweifel auch die des Thurms in den Anfang des 12. Jahrhunderts gesetzt werden dürfte. An den Thurm lehnt sich das bereits erwähnte Rathhaus, ein modern aussehendes Gebäude, wahrscheinlich erst nach dem 30jährigen Krieg, in welchem die Burg sehr Noth litt, an der Stelle des „alten Hauses“ erbaut, dessen in dem württembergischen Landbuch von 1623 als Wohnung des Untervogts erwähnt wird. Der westliche Unterstock des sonst aus Holz erbauten Gebäudes, besteht aus einer alten, 5′ dicken Mauer, welche ohne Zweifel noch ein Überrest des sog. alten Hauses ist. Diese äußerst schön gelegene Wohnung war, seit Lauffen an Württemberg kam bis zur Aufhebung des Oberamts (1808), der Sitz des Vogts, nachher des Oberamtmanns und wurde mit den übrigen Gebäuden und dem Garten im Jahr 1817 von der königl. Hofdomänenkammer um 12.000 fl. an die Gemeinde verkauft, welche das Wohngebäude zum Ersatz des schon früher abgebrochenen Rathhauses (s. unten) bestimmte. Von den verschiedenen Oberbeamten geschah Vieles für die schöne Ausstattung des an ihre jeweilige Wohnung stoßenden Gartens, der unter der Pflege des letzten Oberamtmanns Greber eine besondere Celebrität erlangte und noch gegenwärtig der Felseninsel zur Zierde gereicht; ein früherer Oberamtmann Seyffer ließ 1784 die westliche Felsenseite, welche den Einsturz drohte, unterfangen, wie die unten an der Mauer angebrachte Inschrift besagt. 1

Die am nördlichen Fuß der Insel stehende Mühle[1] hat sechs Mahlgänge und einen Gerbgang; auch befindet sich neben ihr eine Säg-, Öl-, Loh-, Gyps- und Walkmühle nebst Hanfreibe. Die Mühle gehörte früher dem Staat (s. württ. Landbuch von 1623), wurde aber später Eigenthum der Gemeinde, welche sie 1683 abbrechen und auf den Rost derselben eine neue bauen ließ. Zu Ende des vorigen Jahrhunderts


  1. Bei dieser Mühle wurde im Jahr 1787 ein ohne Zweifel von einer Kapelle aus frühem christlichem Alterthum herrührender Thürsturz von 3′ Höhe, 7′ Breite, ausgegraben, darstellend einen sitzenden Abt oder Bischof, innerhalb eines Halbkreises von Blätterverzierungen. Er wird jetzt im königlichen Museum der bildenden Künste aufbewahrt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)