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denen das h. Kreuzthor gegen Meimsheim im Jahr 1818 und das Kirchheimerthor im Jahr 1812 abgebrochen wurde; letzteres wurde auch Thalhoferthor genannt, weil der untere Theil des Dorfs, von diesem Thor bis zur Brücke, einst Thalhofen hieß. Im Dörflein an der Stelle, wo die Steige nach Nordheim ihren Anfang nimmt, stand das Schafthor, welches 1818 entfernt wurde.

Seit 1825 hat sich vor dem ehemaligen Kreuzthor ein neuer Theil des Dorfs gebildet der sog. Neuweiler, wo nach der Überschwemmung von 1824 den Beschädigten statt ihrer besonders im Dörflein weggeschwemmten Häuser neue, sicherere Baustätten angewiesen wurden und bis in die neueste Zeit auch sonst viel gebaut worden ist.

Von den im Dorf Lauffen vorhandenen öffentlichen Gebäuden sind zu nennen:

Die Pfarrkirche zur heil. Reginswindis, welcher zu Ehren bereits im J. 1227 eine Kirche gestiftet wurde, liegt der Felseninsel gegenüber auf einem felsigen Vorsprung, der gegen den Neckar senkrecht abfällt und an dieser Stelle von einer 45′ hohen Mauer mit starken, halbrunden Strebepfeilern unterfangen wurde, um, wie es scheint, den Felsen vor dem Einsturz und der Verwitterung zu schützen. Diese, theilweise aus Buckelsteinen aufgeführte Mauer trägt an einzelnen Quadern Steinmetzenzeichen, welche, wie die Buckelsteine selbst, ihr hohes Alter bekunden. Um die Kirche lag ein befestigter Kirchhof, der mit sehr starken, zum großen Theil noch vorhandenen Mauern umgeben und an seiner natürlich zugänglichen (westlichen) Seite überdieß noch mit einem tiefen Graben vertheidigt war; letzterer ist gegenwärtig überwölbt und bildet eine viel benutzte Durchfahrt. Rebstock sagt in seiner Beschreibung von Württemberg, Stutt. 1699, S. 220: „der gantze Kirch-Hof war wöhrhafft, worauff in die 20 Haushaltungen, gleichsam als ein Städtlein mit Mauren und Thoren beschlossen.“ Derselbe erwähnt auch, daß hinter der Kirche eine große, mit steinernen Säulen unterstützte Linde gestanden habe. Die 160′ lange und 70′ breite Kirche nebst dem 168′ hohen Thurme, ist eine besondere Zierde des Orts und trägt wegen ihrer imposanten Lage und ihres stattlichen Aussehens viel zu der malerischen Ansicht von Lauffen bei; sie ist ursprünglich im germanischen Style erbaut, mit erhöhtem Mittelschiff, an welches sich die niedrigeren Seitenschiffe mit Pultdächern anschlossen, erbaut. Am 4. Sept. 1564 schlug der Blitz in die Kirche und zündete, wobei der Dachstuhl, der Einbau sammt Gestühl, Orgel, Uhr, Glocken etc. verbrannten. Auf einer Tafel in der Sacristei ist diese Begebenheit in Versen niedergeschrieben.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)