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Die Obstzucht wird sehr eifrig betrieben und liefert in günstigen Jahrgängen einen reichlichen Ertrag; außer den gewöhnlichen Mostsorten, unter denen der Luikenapfel vorherrscht, pflanzt man auch Tafelobst, und von Steinobst Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen u. s. w. Die jungen Stämme werden in zwei großen Privatbaumschulen nachgezogen, aus denen auch die Bewohner der Umgegend theilweise ihren Bedarf beziehen.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden; die Brach- und Stoppelweide ist an einen Schäfer um 40 fl. jährlich verliehen.

Die Rindviehzucht, welche sich mit einer gewöhnlichen Landrace (Neckarschlag) beschäftigt, ist verhältnißmäßig ausgedehnt und wird durch einen guten Landfarren nachgezüchtet. Die Farrenhaltung überläßt die Gemeinde einem Ortsbürger um die Nutznießung des fünf Morgen großen Farrenguts, aus welchem derselbe noch jährlich 80 fl. Pacht an die Gemeinde entrichtet. Der Pachtschäfer hält etwa 140 Bastardschafe, welche im Ort auch Überwinterung finden; die Wolle kommt nach Heilbronn zum Verkauf und die Pferchnutzung trägt der Gemeinde etwa 120 fl. jährlich ein. Die Zucht der Schweine ist beträchtlich; den Eber hält ein Ortsbürger für jährlich 18 fl. Entschädigung von der Gemeinde; Ferkel werden häufig nach Heilbronn verkauft. Hühner und Gänse werden viel gezogen; letztere kommen meist im Spätjahr nach Heilbronn zum Verkauf und mit Hühnereiern treibt man das ganze Jahr hindurch einen kleinen Handel. Auch die Bienenzucht ist ziemlich namhaft.

Von den Gewerben sind außer den nöthigsten Handwerkern für den Ortsbedarf eine Schildwirthschaft und ein Kramladen zu nennen; auch befinden sich im Ort geschickte Nonnenschneider, welche beinahe das ganze Unterland durchziehen, um ihre Kunst auszuüben.

Ein Gemeindebackhaus wurde 1841 erbaut.

Neben der Volksschule, an der nur ein Lehrer unterrichtet, besteht seit zwei Jahren eine Industrieschule.

Vicinalstraßen gehen nach Lauffen und nach Ilsfeld; erstere führt mittelst einer steinernen Brücke über die Schotzach. Die Entfernung zur nächsten Eisenbahnstation (Lauffen) beträgt eine Stunde.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tab. III.

Auf der Markung befindet sich ein Lettenkohlensandsteinbruch, der sehr gute Bau-, Schleif- und Wetzsteine liefert; Muschelkalk zu Straßenmaterial kann an vielen Orten gewonnen werden.

Freiherr von Sturmfeder besitzt auf der Markung einen Hof, der aus, übrigens nicht zusammenhängenden 150 Morgen Feldern und 50 Morgen Weinbergen besteht und von einem angestellten Verwalter für den Gutsherrn umsichtig bewirthschaftet wird.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0299.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)