Seite:OABrackenheim0107.jpg

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Insekten ist in den Laubholzbeständen der Eichenwickler (Phalaena tortrix viridana) und die Processionsraupe (Phalaena bombyx processionea) und in den Nadelholzkulturen die Afterraupe der Kiefernblattwespe (Tenthredo pini) zu erwähnen. Außerdem ist hier noch anzuführen, daß in manchen Jahren die Mäuse junge Pflanzen, namentlich die Hainbuche, aber auch die Jungwüchse der Glattbuche und die Eiche nicht nur am Waldtrauf, sondern auch hin und wieder bis in das Innere der Waldungen beschädigen.

Der Zustand der Waldungen ist sehr verschieden und wechselt gar häufig nach der Beschaffenheit des Bodens und der Lage, was sich bei dem Vorherrschen des Keupers mit seinen langgestreckten Bergrücken, schmalen Plateaus, tief ausgewaschenen Thälern und Klingen in dem weitaus größten Theil des Waldbezirks leicht erklären läßt; ebenso folgt aus dieser Gebirgsformation, daß der Waldzustand in der Hauptsache nur ein mittelmäßiger und geringer sein kann. Wenn man die einzelnen hauptsächlich vorkommenden Glieder dieser Formation, nämlich die untern Gipsmergel, den Schilfsandstein, die mittleren und bunten, Kieselsandstein führenden Mergel und auf dem Plateau des Strombergs den Stubensandstein und Knollenmergel, sowie die meist steilen Hänge in Betracht zieht und bedenkt, daß es sich um einen meist flachgründigen, wenig frischen und ebensowenig mineralisch kräftigen lehmigen Sand- bis sandigen Lehmboden handelt, der bei dem geringen Grade humoser Beimischung den Holzpflanzen nur kümmerliche Nahrung bietet und nur in Klingen und Mulden, welche die sonst trockenen Hänge durchfurchen, ein etwas frischer und tiefgründiger wird; wenn man ferner beachtet, daß nur der nördliche Theil des Bezirks Diluvialboden enthält, hier aber die Waldungen die geringste Ausdehnung haben, so wird man eine günstigere Schilderung des Waldzustandes im Ganzen nicht erwarten dürfen. Ganz abgesehen von dem Hauptübelstande, daß der an sich meist unkräftige Boden nur durch Belassung seiner Decke, des Waldlaubs, leistungsfähig ist, wird gerade fast allenthalben dieses Laub ohne Ausscheidung der geringern Bodenpartien von den mehr oder weniger Waldstreubedürftigen weggerecht, so daß der Boden immer mehr verarmt und sich diese Beraubung desselben in einem äußerst dürftigen Holzwuchs äußert; und das ist der Fall, sowohl in den Staatswaldungen als auch in den Gemeindewaldungen. Auf den erstern haften Laubstreurechte und war bisher der Begehr der Waldstreu außer den berechtigten auch von nicht berechtigten Gemeinden ein so starker, daß der Verwaltung die Abwehr äußerst schwer wurde.

Dieser Übelstand soll jetzt durch Ablösung der auf den Waldungen ruhenden Streugerechtigkeiten beseitigt werden. In den Gemeindewaldungen ist die Bodenkraft durch das anhaltende Laubstreurechen ebenso empfindlich geschwächt und äußern sich die nachtheiligen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)