Seite:OABrackenheim0147.jpg

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Hauptniederlage der Bauern bei Böblingen, wobei auch Wunderer umgekommen zu sein scheint, da er von jetzt an aus der Geschichte verschwindet.

Nach dem Bericht des Brackenheimer Vogtes über den Aufstand hatten an dem Aufruhr Theil genommen: von der Stadt Brackenheim 22, von Meimsheim 24, von Botenheim 1, von Hausen 11, von Haberschlacht 27, von Cleebronn 3, von Dürrenzimmern 21 Personen; nach seiner Ansicht waren die Unterthanen seines Amtes zum Theil die vornehmsten Rädelsführer und nicht die wenigsten Ursächer und Anfänger alles Unfalls gewesen. Deßhalb wurde Brackenheim vom schwäbischen Bunde nicht begnadigt und durfte den nächsten Landtag nicht beschicken, mußte auch nebst Güglingen[1] und einigen anderen benachbarten Ämtern an der auf demselben angesetzten Umlage als Strafgeld das Doppelte bezahlen.

Am 12. Aug. des J. wurden die Stockheimer vom Deutschmeister zu Gnaden und Ungnaden angenommen und mußten sich verschreiben: 1) die gewesenen Ursächer, Anfänger und Befehlshaber von Stund an zu gebührender Strafe zu stellen; 2) irgend welche zum Nachtheil des Ordens von ihnen eingegangene Verpflichtungen zu lösen und keine dergleichen mehr einzugehen; 3) ihre Waffen auszuliefern und die Hauen, Mistgabeln u. drgl. dazu zu benützen, wozu sie gemacht seien; 4) allen Geboten und Verboten des Deutschmeisters Gehorsam zu leisten; 5) Fähnlein, Pfeifen, Trommeln, welche sie hätten, auszuliefern, ohne Erlaubniß zu keinen Kirchweihen, Hochzeiten und Gesellschaften zu ziehen; 6) der Deutschmeister soll befugt sein, wenn er wolle, des Dorfes Nutzung zu sich zu ziehen; 7) sie sollen die Zehenten u. drgl. wie bisher bezahlen[2] und neue Zins- und Schuldbücher für das Amt Stocksberg anfertigen lassen; 8) wegen des an Jemanden verübten Schadens sollen sie sich entweder selbst vertragen oder nach dem Gutachten des Deutschmeisters richten; 9) dem Deutschmeister sollen sie die Entschädigung geben, die er fordere; 10) wenn derselbe wieder nach Stocksberg bauen wolle, sollen sie ihm frohnen. (Zur Gesch. des Bauernkriegs im Zabergäu Umständlicheres bei Klunzinger 4, 4–16).

Die Schlacht bei Laufen, durch welche Herzog Ulrich den 13. Mai 1534 sein Land wieder gewann, begann in diesem Oberamt. Der österreichische Statthalter in Württemberg, Pfalzgraf Philipp, hatte den Landgrafen Philipp und den Herzog auf dem rechten Neckarufer erwartet und war auf dieser Flußseite in der Richtung gegen Sontheim vorgerückt, als aber dieselben auf dem linken Ufer am


  1. Der Aufwiegler Anton Eisenhut, Pfaff in Weiler (Güglinger Amts), wurde in Eppingen enthauptet.
  2. Bis zum Jahr 1823, in welchem Jahre solches vom Staate nachgelassen wurde, gab die Gemeinde Stockheim jährlich 11/2 Pfund 6 Sch. 4 Pf. wegen der ausständigen im Bauernaufruhr verlorenen Zinsen.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)