Seite:OABrackenheim0162.jpg

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trägt einen sehr schlanken achtseitigen Helm und drei Glocken; die größte hat in gothischen Minuskeln die Umschrift:

Osanna heis ich
in unser frauen er leut ich
bernhart lachaman gos mich. anno domini 1497.

Die zweite in sehr alten gothischen Majuskeln:

Thomas me fecit. Rev. und
Me resonante pia populi memor esto Maria.

Auf der dritten vielleicht noch älteren Glocke stehen die Namen der vier Evangelisten.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Hospitalpflege.

2) Die Johanniskirche. Etwa fünf Minuten südlich von der Stadt, ehe die nach Botenheim führende Landstraße sich in’s Zaberthal hinabsenkt, erhebt sich zur Linken hinter einer hohen Pappelreihe auf einem scharf in’s Thal vorgeschobenen Hügel der schöne Friedhof, umfaßt von einer Mauer, die gegen die Thalseiten hin sehr an Höhe zunimmt. Der Friedhof zieht sich lang hin von Norden nach Süden und gewährt einen ergreifenden Anblick mit seinen vielen Kreuzen und Denkmälern, die zwischen Blumenbeeten oder halbverwilderten Rosenbüschen verstreut sind, und am Südende mit seiner schönen alterthümlichen, an ihrer südlichen Seite herrlich von dichtem Epheu berankten Johanniskirche. Dazu die weite und liebliche Aussicht. – Selten findet man einen so reingestimmten Rastort, der das Gemüth des Wanderers hineinzieht in tiefe Beschaulichkeit, sei es daß man die alte Kirche betrachtet mit ihren edlen Formen und ihren zahlreichen steinernen Grabmälern außen und innen, oder daß man zwischen den stillen blumigen Gräbern hindurchwandelt bis vor an die Mauer und darüber hinabschaut in das breite fruchtbare Thal, durch das sich an üppigen Uferbäumen und malerischen Büschen vorbei das muntere Zaberflüßchen schlängelt und aus dem sich in der Nähe die schönen Dörfer Botenheim und Meimsheim erheben, vor diesem auch wieder einsam liegend der Friedhof mit der gothischen Kirche, und davor – weithin sichtbar das alte ehrfurchtgebietende Lindenpaar. Im Nordosten schließen die stolze Pyramide des Wunnensteins und die feinen Ketten der Löwensteiner Berge die milde sanftblauende Landschaft, im Süden und Südwesten aber erheben sich, mehr in der Nähe, die Thürme von Bönnigheim, und den hohen Rand des gesegneten Zaberthales bildend, der ganz bewaldete Stromberg, von dem kirchenbekrönten Michaelsberg an langhin sich dehnend, mit seinen tiefeingerissenen Schluchten und seinen von den dunklen Laubbaumwipfeln fast verhüllten Burgruinen. An diesem reichgegliederten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)