Seite:OABrackenheim0164.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ursprüngliche Basilikenanlage: derbe mit würfelknaufartigen Kapitellen versehene Rundsäulen wechseln an der südlichen Reihe mit viereckigen und theilweise später in achteckige zugemeißelten Pfeilern, während in der nördlichen Reihe nur Pfeiler stehen, und tragen die ungegliederten schon zugespitzten Arkadenbögen, je fünf an jeder Seite, auf denen die Wände des Hochschiffes ruhen. Die einst flachen Balkendecken sind jetzt im Mittelschiff durch ein hölzernes Tonnengewölbe, in den Seitenschiffen durch halbe Tonnen ersetzt, und jedes Seitenschiff wird am östlichen Ende von einem gothischen Rippenkreuzgewölbe überspannt, so daß sich Kapellen bilden. Im Schlußstein der südlichen Kapelle, an der eine sehr hübsche gothische Sakramenthäuschensnische, sieht man das Lamm Gottes, auf dem andern eine Rosette, auch ganz dieselbe wie im Chor. Ein hoher, schön gesprengter Triumphbogen führt in den rechteckigen frühgothischen Chor mit seinen sehr schlanken scharf profilirten Spitzbogenfenstern mit ihren anziehenden originellen Maßwerken, und seinen zwei schönen Rippenkreuzgewölben, auf deren Schlußsteinen zwei schlichte Blattrosetten ausgehauen sind. Das breitere dreitheilige Ostfenster enthält spätgothisches Fischblasenwerk und ein kleines frühgothisches Glasgemälde, die Taufe Christi durch Johannes. Im Jahre 1740 schlug der Blitz in die Kirche.

Bei genauer Betrachtung der Kirche ergibt sich, daß ihr nördliches Seitenschiff zur Zeit des Chorbaues um 4 Fuß erbreitert wurde, damals wölbte man auch jene beiden Kapellen an den Enden der Seitenschiffe; die ursprüngliche Breite der Seitenschiffe war 10 Fuß, welches Maß noch das südliche Seitenschiff aufweist. Die Breite des Hauptschiffes beträgt 17 und die Stärke der quadratischen Pfeiler 3 Fuß, die innere Länge der Schiffe 4mal 17 Fuß; die ganze Basilika gliedert sich also wieder in höchst einfachen Zahlenverhältnissen.

Die Kirche ist innen und außen mit oft sehr reich gehaltenen Grabsteinen geschmückt, die vom 15. bis ins 18. Jahrhundert gehen und von denen wir die künstlerisch oder geschichtlich merkwürdigsten anführen. Eine Sammlung sämtlicher Grabinschriften in der Kirche und auf dem Friedhof, ausgenommen einige sehr alte, kaum mehr leserliche, gab 1834 Schullehrer Bertsch in Brackenheim heraus: „Die Grabschriften auf dem Kirchhofe zu Brackenheim“. Im Chor und in den angrenzenden östlichen Theilen der Kirche ist die Familie der Schaffalizky von Mukathell in Mähren begraben; sie stiftete 600 fl. zur Erhaltung der Johanniskirche, und von ihr liegen zahlreiche mit dem Wappen der Familie geschmückte Grabesplatten:

Im Chore: Bernhard Schaffalizky von Mukathel auf Frewdenthal, Ritter der K. Cronen Frankhreich und Schweden, General-Major und Oberster zu Roß und Fueß. † 21. Okt. 1641 zu R… in Frankreich. – Er wurde zuerst in Straßburg bestattet und erst 20 Jahre nachher in seiner Familiengruft zu Brackenheim beigesetzt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)