Seite:OABrackenheim0171.jpg

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1550, und in der östlich ablenkenden Kleppergasse befinden sich mehrere alte in schönem Holzbau ausgeführte Häuser mit den Jahreszahlen 1567, 1580 und 1594. In der Schlegelgasse ein schönes Holzhaus und zunächst des abgegangenen Flüchtthors ein städtisches Magazin, das, wie es scheint, theilweise aus den Steinen des ehemaligen Thors erbaut wurde, indem mehrere Quader noch alte Steinmetzzeichen enthalten und an demselben ein Stein eingemauert ist mit dem Württemberg’schen- und dem Stadtwappen, von einem Engel gehalten. Über demselben befindet sich ein Spruchband mit der Inschrift: Wirdberg und Brakhnna. 1495. Der Engel hält einen Schlüssel in der Rechten, was sich vielleicht auf den Thorschlüssel bezieht. Nach der Sage soll die Mannschaft des Schleglerbundes durch die Schlegelgasse hinausgetrieben worden sein (?). Eine Goldmünze aus dieser Zeit wurde vor einigen Jahren daselbst aufgefunden. In der Klostergasse stand das Beguinenhaus, von dem noch einige alte Mauern und ein spitzbogiger Eingang vorhanden.

Durch die Stadt führt die Landstraße von Heilbronn in das Zabergäu und überdieß sind Vicinalstraßen nach Lauffen, Botenheim, Stockheim, Schwaigern und Stethen angelegt. Steinerne Brücken bestehen je eine über die Zaber und über den Forstbach; über letzteren überdieß noch 6 hölzerne Stege. Die Unterhaltung der Brücken und Stege hat die Gemeinde.

Gutes, jedoch etwas hartes Trinkwasser liefern hinreichend 2 laufende und 32 Pumpbrunnen. Der bedeutendste und beste Brunnen ist der dreiröhrige Marktbrunnen, auf dessen Brunnensäule die im Rococostil hübsch gearbeitete lebensgroße Bildsäule des Neptun mit einem Delphin und dem Brackenheimer Wappenschilde steht, die sich früher am Schloßbrunnen befand. Das laufende Wasser wird mittelst einer theils hölzernen, theils eisernen Deuchelleitung von der Allmand unter dem Sulzberg 1/2 Stunde weit hergeführt. Pumpbrunnen lassen sich allenthalben anlegen und viele Keller haben Wasser. In der oberen Vorstadt nahe bei dem Schloß steht ein alter, in schönem Renaissancestil ausgeführter, jedoch sehr vernachlässigter Ziehbrunnen mit der Inschrift an seinem Steingalgen:

Hans Haug hat diesen brunnen lassen bauen nach unser lieben heren Kristus geburt Dausent finf hundert und fufzig iar. amen.

Ein künstlich angelegter Feuersee und eine Wette bestehen an der Ostseite der Stadt. Die Markung selbst ist nicht besonders quellenreich, dagegen fließen über dieselbe die Zaber und zunächst an der Ostseite der Stadt der Forstbach, der sich 1/4 Stunde unterhalb der Stadt mit der Zaber vereinigt. Letztere tritt zuweilen aus, ohne jedoch erheblichen Schaden anzurichten.

Die im allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 11 achtzig und darüber Jahre zählen, sind mit wenigen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)