Seite:OABrackenheim0175.jpg

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wenig benützt werden, sind vorhanden. Das Klima ist mild und erlaubt mit Ausnahme des Mohns den Anbau aller in Württemberg üblichen Kulturgewächse. Vor rauhen Nordwinden schützt der Heuchelberg; schädliche Frühlingsfröste kommen nur zuweilen vor und Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Bei diesen günstigen natürlichen Verhältnissen, verbunden mit dem Fleiß der Einwohner, ist der landwirthschaftliche Betrieb ein ganz befriedigender; verbesserte Ackergeräthe (Brabanterpflug, eiserne Egge, Walze) sind eingeführt und zur Düngung werden außer den in gut angelegten Düngerstätten gesammelten Düngungsmitteln auch Guano, Gips, Kompost und Asche angewendet. Zum Anbau kommen, neben den gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, viel Futterkräuter (dreibl. Klee und Luzerne), Angersen, Zuckerrüben und etwas Handelsgewächse, jedoch letztere nur für den eigenen Bedarf. Von den Getreidefrüchten können über das örtliche Bedürfniß jährlich 1000 Scheffel Dinkel, 500 Scheffel Gerste und 200 Scheffel Haber meist in das Badische und nach Heilbronn abgesetzt werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter, von dem ein namhafter Theil nach außen verkauft wird. Etwa 100 Morgen Wiesen können bewässert werden. Der Gartenbau wird rings um die Stadt, namentlich in und an dem ehemaligen Stadtgraben, in ziemlicher Ausdehnung betrieben; er beschränkt sich jedoch, mit Ausnahme einiger schön angelegter Luxusgärten, hauptsächlich auf den Gemüsebau für den eigenen Bedarf, während der Gemüseverkauf von keinem Belang ist. Der ausgedehnte Weinbau (Pfahlbau mit Bogenschnitt und nur einigen Drahtanlagen) wird sehr gut betrieben; man pflanzt 2800 Stöcke, meist Drollinger, Silvaner, Elblinge und Klevner auf den Morgen und bezieht sie theilweise den Winter über. Der höchste Ertrag eines Morgens wird zu 10 Eimern angegeben und die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 20–80 fl. Der erzeugte Wein ist angenehm, mild mit feinem Bouquet und findet seinen Absatz nach Baden, in den Schwarzwald und in das Oberland. Die im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Luiken, Schreineräpfeln, Pomeranzenbirnen, Bratbirnen und Zwetschgen; sie erlaubt in günstigen Jahren einen Verkauf nach außen von 4 bis 5000 Simri. Einige Privatbaumschulen sind vorhanden, aus denen, wie auch von Heilbronn, die Jungstämme bezogen werden.

Die Gemeinde besitzt 265 Morgen gemischte Waldungen, deren jährlicher in 50 Klaftern und 3000 Stück Wellen bestehender Ertrag zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 1500 fl. verkauft wird. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde 600 fl. Schafweidepacht und 400 fl. aus der Pferchnutzung, ferner aus 50 Morgen Allmanden, die theils mit Obstbäumen bepflanzt sind, theils verpachtet oder als Schafweide benützt werden, nebst dem Obstertrag 400 fl.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)