Seite:OABrackenheim0177.jpg

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Heuchelbergstraße und auf der Straße nach Schwaigern trifft man unter dem Straßenkörper ein Pflaster, das bis zur Höhe „Heiligkreuz“ fortsetzen soll; ohne Zweifel haben wir es hier mit einer ursprünglichen Römerstraße zu thun, die von den südwestlich von Brackenheim gelegenen Steinäckern auf den Heuchelberg führte und sich dort an die römische Heuchelbergstraße anschloß. Auf den Steinäckern sollen nämlich schon Gebäudereste gefunden worden sein, und der Name Steinäcker deutet in dem Zabergäu fast untrüglich auf einen ehemaligen römischen Wohnplatz. In dem Gemeindewald Haberschlacht befindet sich ein altgermanischer Grabhügel. Ganz nahe (nordöstlich) bei Brackenheim rechts vom Weg nach Dürrenzimmern stand auf einem Bergvorsprung eine Burg, von der nur der Graben theilweise noch sichtbar ist. Etwa 1/4 Stunde nordwestlich von der Stadt kommt die Flurbenennung „Schanze“ vor und nur 1/8 Stunde südöstlich von der Stadt wird eine Stelle „Sieh dich für“ genannt; beide Punkte deuten auf ehemalige Wachposten. Auf der nördlich der Stadt gelegenen Flur „St. Johann“ soll eine Kapelle gestanden sein. Am Wurmbach an der Straße nach Frauenzimmern soll es geisten.

E. Meier, Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, führt von Brackenheim folgende Sagen auf:

Einmal um Weihnachten fand eine Frau in der Kuhkrippe des Klosters zu Brackenheim eine ganze Handvoll lichtrother Johannisvögel (Johanniswürmchen), und wußte nicht, was sie damit anfangen sollte, und warf sie hinaus. Hätte sie etwas von ihrem Zeuge, z. B. nur die Schürze, darüber gelegt, so wäre sie steinreich geworden; es war offenbar ein Schatz, der gehoben werden sollte. – Ein anderes Mal kam der Mann dieser Frau auf den Boden und sah hier einen großen aufgeschütteten Haufen solcher goldigen Johannisvögel, und rief: „o Jes, was ist das!“ da war plötzlich der ganze Haufen fort. Wieder ein anderes Mal trat der Mann in die Kammer und sah helle Flammen aus dem Boden schlagen und schrie: „o Gott, es brennt, es brennt!“ und sogleich war Alles spurlos verschwunden; denn solche Schätze, die sich zeigen, dürfen nicht beschrieen werden.

Eine arme Frau in Brackenheim nährte sich mit Spinnen und war so fleißig, daß sie oft ganze Nächte hindurch an der Kunkel saß. Wenn aber der Mond schien, so steckte sie kein Licht an, sondern spann im Mondschein. Da trat einmal mit dem Schlage zwölf ein Mann herein und brachte ihr einen Arm voll Spindeln und sagte: „Wenn du die nicht noch in dieser Nacht voll spinnst, so ists aus mit dir und ich werde dich holen.“ Da ward es der Frau angst; aber ein guter Geist gab es ihr ein, daß sie die Spindeln nur Einmal überspann und so noch zu der bestimmten Stunde fertig wurde. Dieser Mann, welcher der Böse selbst war, kam auch richtig

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)