Seite:OABrackenheim0194.jpg

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unten mit einem Engelchen, und der Jahreszahl 1606; die sehr schön und künstlich ausgearbeitete Spindel endigt in einen Stein mit Löwenkopf, von dem aus eine Schlange sich an der Spindel emporwindet. An der Vorderseite des Hauses sieht man eine Steintafel im Frührenaissancestil mit zwei Männerköpfen und dazwischen einem großen Wappenschild, worauf eine Brille (Zwicker) dargestellt ist, darüber H L; derselbe Wappenschild findet sich mehrmals an der Spindel des Schneckens ausgemeißelt. Unter dem Haus liegt ein großer Keller.

Der Ort wird mit gutem Trinkwasser hinlänglich versorgt durch einen laufenden und zehn Pumpbrunnen. Auch die Markung ist mit Wasser wohl versehen; die bedeutendsten Quellen sind der mitten im Stromberg, in finsterer Schlucht, aus drei immer eiskalten Quellen entspringende Cleebronnen, dann im Thale der Rothbrunnen und das „helle Brönnle“. Von Bächen fließen darüber die zuweilen austretende Zaber, der Fürthlensbach, der im Cleebronnen aus drei Quellen entspringende Ruithbach und einige kleinere. Ein drei Morgen großer ablaßbarer See bestand früher beim Hofgut Katharinenplaisir; ein kleiner, das Balzhöfer Seele, ist noch beim Balzhof. Eine Wette liegt im Ort. – Herr Forstwart Karrer hat in den Jahren 1868 und 69 folgende Messungen der Temperaturen hiesiger Brunnen vorgenommen (s. nebenstehende Tabelle).

Vicinalstraßen gehen von hier nach Brackenheim, Güglingen, Freudenthal und Bönnigheim; über den Ruithbach führen im Ort eine hölzerne und zwei steinerne Brücken, die von der Gemeinde zu unterhalten sind.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feld-, Wein- und Obstbau, in Viehzucht und in etwas Gewerben. Küfer, Schuhmacher, Weber und Kübler sind am stärksten vertreten, die Waren der letztgenannten bringt man auch auf den Markt. In Treffentrill wird eine Bleiche mit Erfolg betrieben.

Vier Schildwirthschaften und vier Kramläden bestehen im Ort.

Dann befinden sich auf dem sog. Magenheimer Schloßfeld sieben bedeutende Werksteinbrüche, deren Steine überall hin abgesetzt werden und früher zum Kölner Dombau kamen. Lehm und Sandgruben sind vorhanden und es wurde einst sogar am Michaelsberg auf Gold gegraben; es fand sich jedoch nur wenig goldhaltiger Quarz, dessen Ausbeutung die Mühe nicht lohnte.

Die Vermögens- und Auskommensverhältnisse sind gut, nur ist der Unterschied zwischen Reichen und Armen ziemlich stark, doch hat ein Jeder durch Arbeit in den Wäldern oder in den Steinbrüchen Gelegenheit zu Verdienst. Der Vermöglichste besitzt 150 Morgen Feld und 4 Morgen Wald, der Mittelmann 8, die ärmere Klasse 1/2–1 Morgen Feld. Gemeindeunterstützung erhalten etwa 24

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)