Seite:OABrackenheim0225.jpg

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Dürrenzimmern,


Gemeinde III. Kl. mit 679 Einw., wor. 3 Kath. – Pfarrdorf; die Kath. sind nach Stockheim eingepfarrt. 3/8 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der sehr freundliche und reinliche Ort liegt am rechten, sanft gegen Osten geneigten Abhange des flachen, südöstlich nach dem Zaberthal ziehenden Kiesbach-Thälchens, und wird von der von Brackenheim nach Nordheim führenden Staatsstraße durchschnitten. Seine sauberen Häuser, z. Th. mit hübschem Holzbau, sehen meist mit den Giebelseiten gegen die Straße und stehen oft an wohlgepflegten mit Rosenbäumchen besetzten Gärtchen. Auch sieht man häufig an den Fenstern hübsche Blumenbretter, auf denen üppige Nelkenstöcke prangen. Schöne und weitreichende Aussichten bietet der Mönchsberg und der Heidelberg, sie erinnern an diejenige vom Michaelsberge herab; besonders schön ist der Blick in das Zabergäu und darüber an die reichgebuchteten Waldgehänge des Strombergs.

Die Kirche zu unserer l. Frauen steht im nordöstlichen Theile des Orts und stammt aus drei verschiedenen Zeiten: am ursprünglichsten erhielt sich das erste frühgothische Geschoß des im Osten an der Stelle des Chores sich erhebenden Thurmes; an seiner Ostwand sieht man noch das alte schmale Spitzbogenfensterchen, und gegen Süden ist ein großes schöngefülltes spätgothisches Maßwerkfenster eingebrochen. Es scheint, daß man im Anfang des 16. Jahrhunderts – eine Jahreszahl (wahrscheinlich 1504) ist an der Nordwand des Schiffes angebracht, wurde aber leider zugetüncht, – die Kirche durchgreifend erneuerte; im Jahre 1620 ward sodann das Schiff beträchtlich gegen Norden erweitert und zwar mit Beibehaltung verschiedener frühgothischer oder spätgothischer Theile, und mit Nachahmung des gothischen Stils, so gut es damals ging. An der Nordwestecke steht folgende Inschrift:

Da man zält 1620 jar,
Dise Kirch erweitert war.
Zu Gottes Lob, Ehr und Preiß
Half iederman dazu mit Fleiß,
Ein Erbar Gemeind alhie
Neben aller arbeit und müh,
So ieder nach vermögen that,
Reich und arm gesteuert hat.
Vierhundert Fünfzig gulde bar
Biß diß werckh vollendet war.

Heinrich Ernst und Hans Pfaff sein Baumeister gewesen.

Oben im Westgiebel des Schiffes sind spätgothische Maßwerke eingemauert. Dasselbe hat mehrere spitzbogige Eingänge und große, z. Th. noch gefüllte Spitzbogenfenster, und innen, wie das der Kirche

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)