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Auf der vierten Glocke steht:

Concordia.
So zusammen herrlich halle

Euer Laut, ihr Glocken alle,
Nachhall jener Harmonieen,
Die durchs Weltall ewig ziehen.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Armenkastenpflege.

Die frühere Kirche war mit Ausnahme des Thurmes an der Stelle der sehr alten, kleinen und finsteren ursprünglichen Kirche in den Jahren 1752–62 erbaut worden und enthielt an der Decke drei Freskogemälde, gemalt von J. Baptista Feratini von Heilbronn um 120 fl., und darstellend die Einsetzung des h. Abendmahls, die Himmelfahrt Christi, und den Sieg des Heilands über alle seine Feinde. Die Gemälde biblischer Geschichten, womit die Emporen geschmückt waren, hatte G. Ihlen, Kunstmaler von Eßlingen, das Stück zu 2 fl. 45 kr. gefertigt. Im Chor hing das ehrwürdige Bild des um Güglingen sehr verdienten Specials Justinus Andreas Kerner, † 1664, achzig Jahre alt, eines Ahnherrn des Dichters Justinus Kerner, sowie das des Stadtpfarrers J. David Wiech, † 1704. Besonders aber ist der Verlust des sog. Palmtuches, das aus dem 15. Jahrhundert stammte, zu beklagen, eines 25 Fuß hohen und 15 breiten Vorhangs von farbiger Leinwand, worauf in 60 Feldern, jedes 21/2′ im Geviert, die Hauptbegebenheiten der biblischen Geschichte, von der Dreieinigkeit, dem Sündenfall der Engel (diese fallen herab und werden Thiere) und der Schöpfung – bis zur Himmelfahrt Christi, Ausgießung des h. Geistes am Pfingstfest und Bekehrung Sauli, dargestellt waren. Eine genaue Beschreibung des Palmtuches findet sich in den Schriften des Alterthumsvereins im Zabergäu, Zweiter Bericht. 1846, sowie im Kunstblatt zum Morgenblatt. 1847, S. 200. Dieses Palmtuch wurde alljährlich vom Palmfest bis zum Ostermontag zwischen Schiff und Chor der Kirche aufgehängt. – Eine der drei beim Brand geschmolzenen Glocken war vom Jahre 1706 und trug unter Anderem folgende Inschrift:

Aus dem Feuer bin ich gefloßen,
Johannes Rösler und Ludwig sein Sohn
Glockengießer zu Rotenburg am Negger haben mich gegoßen,
ad majorem Dei gloriam.
Als ich ganz neu umbgoßen bin,
Hat man mich hier gehenket hin,
Daß wann mein heller Ton erschallt,
Zum Gotteshauß lauff jung und alt.

Vom Kranze des Thurmes genießt man sehr liebliche Aussichten: im Westen schlängelt sich die Zaber reizend zwischen Pappeln, Erlen,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)