Seite:OABrackenheim0264.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

allgemeinen Theile Erwähnten folgendes hervorzuheben. Während des 30jährigen Krieges hausten im J. 1637 und 1638 besonders die Kroaten hier. In letzterem Jahre waren in Stadt und Amt nur noch 27 verbürgerte Einwohner, 3 Pferde und 2 Kühe, während alle Hunde und Katzen aufgezehrt waren; im J. 1645 wurde die Stadt von den Franzosen rein ausgeplündert (Sattler Herzoge 8, 89). Nach diesem Kriege waren von 170 Bürgern noch 68 übrig, worunter manche, die sich erst kurz angekauft hatten; verwüstet waren 180 M. Weingarten, 320 M. Ackers, 32 M. Gärten und Wiesen, ganz verdorben 250 Bäume von allerlei köstlichem Obst, von 135 Häusern waren noch 96 und von 80 Scheuern noch 60 übrig. – Zur Zeit der französischen Raubkriege unter Ludwig XIV. plünderten die Franzosen im J. 1688 die Stadt 5 Tage lang. Im J. 1693 fing eine französische Abtheilung an, die Thore anzuzünden, wurde aber von der Bürgerschaft mit einem Verlust von 28 Mann abgetrieben und ein Theil derselben am 25. Juni von den Kaiserlichen auf dem Heuchelberg niedergemacht; am 10. Jul. wurde der hiesige Vogt Martini von den Franzosen nach Frankreich mitgenommen und sehr mißhandelt, bis er sich mit 1300 Lires loskaufte (Sattler Herzoge 12, 21). Den 28. Okt./7. Nov. d. J. wurde von hier berichtet, daß die Leute aus Hunger haufenweise elendiglich dahin sterben, auch viele Gebäude ganz ausgestorben und leer stehen und einzufallen drohen, die Felder unangeblümt und wüste liegen, noch wenige halbabgestorbene Kranke und verhungerte Leute im Orte seien, der Schaden durch Raub sich auf 34.706 fl. belaufe u. s. w. (v. Martens 544).

In den 40er und 50er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte Güglingen innerhalb 9 Jahren zehnmal durch Brandfälle zu leiden. Der stärkste Brand brach in der Nacht vom 7. auf den 8. März 1849 in der im westlichen Theile der Stadt gelegenen Scheuer des Stadtschultheißen aus und verzehrte bei einem starken Sturmwind den ganzen von der durch das Zabergäu führenden Straße südlich gelegenen Theil derselben. Es brannten ab 82 Hauptgebäude, darunter das Rathhaus, die Kirche, das Stadtpfarreigebäude und 62 Nebengebäude und wurden 11 Haupt- und 4 Nebengebäude beschädigt. Die Größe des Gebäudeschadens betrug nach dem Brandversicherungsanschlag 192.187 fl. 168 Familien wurden ihres Obdaches beraubt, gegen 200 durch den Brand beschädigt, ein Kind verunglückte in den Flammen. Die Sammlungen ergaben allein an baarem Gelde 38.000 fl. – In der Nacht vom 24./25. Apr. 1850 wurden abermals 33 Häuser im nördlichen Theil der Stadt ein Raub der Flammen, 3 weitere beschädigt.

Im J. 1620 wurde Katharina Keppler, Mutter des Mathematikers Johannes Keppler, wegen eines gegen sie anhängigen Hexenprocesses hierher gebracht, weil die Leonberger Behörden, welche zuerst

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)