Seite:OABrackenheim0274.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

angelegt worden. Zwei steinerne und sechs hölzerne Brücken sind über den Kirchbach angelegt und von der Gemeinde zu unterhalten.

Die ziemlich große, jedoch größtentheils mit Wald bestockte Markung hat, mit Ausnahme der Thalebene des Krebsbaches und der gegen dieselbe etwas flach auslaufenden Thalgehänge, eine sehr bergige Lage und bildet einen Theil des Strombergs. Der Boden, soweit er für den Feldbau benützt wird, ist mittelfruchtbar, theilweise sogar nur wenig ergiebig und besteht aus schwerem, naßkaltem Thon, Sand und Mergel (Zersetzungen der verschiedenen Keuperschichten). Eine Töpferthongrube und mehrere Sandgruben sind auf dem Stromberg angelegt. Das Klima ist ziemlich mild und erlaubt noch den Anbau von feineren Gewächsen, auch ist die Gegend vor rauhen Winden geschützt und wird selten von Hagelschlag heimgesucht. Frühlingsfröste und kalte Nebel stellen sich nicht selten ein.

Die Landwirthschaft ist nicht ausgedehnt und in Vergleichung mit andern Orten des Bezirks etwas zurück, was theils in dem bedeutenden Waldgeschäft, theils in dem wenig fruchtbaren Boden und der unebenen Lage der Güter begründet ist. Der Brabanterpflug ist eingeführt und zur Besserung des Bodens kommt neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln Gips und Asche in Anwendung. Man baut die gewöhnlichen Cerealien, von denen Haber und Roggen am besten gedeihen, während die Gerste sich zum Anbau nicht eignen will. Von Brach- und Handelsgewächsen baut man Kartoffeln, Angersen, Erbsen, Linsen, Futterkräuter, Mohn und Hanf für den eigenen Bedarf. Zum Verkauf in die Nachbarschaft und ins Badische kommen etwa 400 Schffl. Haber und 150 Schffl. Dinkel. Der nicht ausgedehnte Wiesenbau, dem keine Wässerung zukommt, liefert meist gutes Futter, von dem ziemlich viel nach außen verkauft wird.

Nicht von Belang ist der Weinbau, der sich hauptsächlich mit Silvanern, Rothelblingen und Drollingern beschäftigt und einen ziemlich guten Wein liefert, dessen Preise sich, in den letzten 10 Jahren von 25–50 fl. pr. Eimer bewegten. Man pflanzt 3000 Stöcke auf den Morgen und bezieht sie den Winter über. Der höchste Ertrag eines Morgens wird zu 6 Eimern angegeben. Der Wein bleibt im Ort und wird nicht nach außen abgesetzt.

Auch die Obstzucht ist nicht von Bedeutung und befriedigt kaum das örtliche Bedürfniß; man pflanzt Luiken, Palmischbirnen, Bratbirnen und Zwetschgen.

Die Gemeinde besitzt 1152 Morgen vorherrschend Laubwaldungen, die jährlich 200 Klafter und 15–16.000 St. Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger etwa 100 St. Wellen, das Stammholz aber wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 4–5000 fl. sichert. Die Weide (Brach- und Stoppelweide) wird gegenwärtig nicht verliehen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)