Seite:OABrackenheim0276.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine beträchtliche Anzahl auf hiesiger Markung gelegener Wiesen verwendet, der Gemeinde aber bald wieder zurückgegeben (St.-A.)

Die dem h. Remigius geweihte Pfarrkirche erscheint in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts dem Kloster Frauenzimmern inkorporirt (Würdtwein Subs. dipl. 10, 345) und blieb auch bis zu dessen Aufhören in seinem Besitz; noch den 22. Okt. 1515 entschieden die geistlichen Räthe des Herzogs Ulrich von Württemberg einen Streit zwischen dem Kloster und dem hiesigen Pfarrer über dessen Kompetenz (Mone 4, 335).

Es bestand dahier ein Beguinenhaus; als Herzog Ulrich von Württemberg dieses wie einige benachbarte solche Häuser einzog, wandten sich die Verdrängten an den Bischof Philipp von Speier, dieser an den Kaiser, allein ohne Erfolg (Remling Gesch. d. Bisch. zu Speier 2, 291). Aus der Wohnung der Beguinen wurde später das Pfarrhaus. – Im J. 1509 wird ein Cunrat Daub, Meßner bei U. L. Frauen auf dem Schlierberg, aufgeführt und noch den 2. Dec. 1524 wird diese Kirche erwähnt.


Hausen bei Massenbach (Massenbachhausen).


Gemeinde II. Kl. mit 1039 Einw., wor. 34 Ev. u. 3 Israel. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Massenbach eingepfarrt und die Israeliten gehören zur Synagoge Massenbach; 21/2 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der ziemlich ansehnliche freundliche Ort, durch den die makadamisirte Vicinalstraße von Schwaigern nach Fürfeld führt und dessen Seitenstraßen gepflastert sind, liegt ziemlich gedrängt unfern der nördlichen Oberamtsgrenze in einem mäßig eingefurchten Seitenthälchen des Leitersbachthales.

Die am südostlichen Ende des Dorfs im alten Friedhof erhöht gelegene, dem h. Kilian geweihte Pfarrkirche ist in modernem Stil mit großen Rundbogenfenstern erbaut, über ihrem Westeingange liest man 1754. Der im Osten stehende Thurm stammt noch aus spätgothischer Zeit und wird von achtseitigem Zeltdache bedeckt. Sein erstes die Stelle des Chors vertretendes Geschoß hat ein gothisches Rippenkreuzgewölbe; außerdem besitzt die Kirche noch einen Rococoaltar mit einigen tüchtigen Steinbildern, und einige Grabsteine der Herren v. Neipperg und v. Helmstat aus dem vorigen Jahrhundert. Die beiden Glocken sind vom Jahre 1869. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Das in der Nähe stehende hübsche zweistockige Pfarrhaus wurde 1839 von der Gemeinde erbaut und ist auch von ihr zu unterhalten.

Der am nördlichen Ende des Orts gelegene Begräbnißplatz wurde 1862 erweitert und ist mit einer Mauer umgeben; daselbst befindet sich die gräfl. Neipperg’sche Begräbnißstätte, in der beerdigt sind: Bernhardine Gräfin v. Neipperg. geb. Gräfin v. Wiser † den

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)