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14. Juli 1837 und ihr Gemahl Leopold Reichsgraf v. N. K. K. Geheimerrath † den 5. Jan. 1792, ferner Theresia Josepha Gräfin v. N. geb. Gräfin v. Pola † den 23. Apr. 1815, Josephine Gräfin v. N. geb. Gräfin v. Grisoni † den 17. Nov. 1837, Alfred Franz Camill Graf v. N. † den 16. Nov. 1865 und Gustav Adolf Fr. Graf v. N. † den 30. December 1850.

Zwei Schulhäuser sind vorhanden, das eine schon alt, enthält ein Schulzimmer und die Wohnung des einen Lehrers, das andere 1867/68 erbaute enthält ebenfalls ein Schulzimmer und die Wohnung des anderen Lehrers. Die Gelasse für den Gemeinderath befinden sich in einem Privathause.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 4 laufende, 2 Pump- und 1 Schöpfbrunnen; auch die Markung ist reich an Quellen, wie der Seebrunnen, der Schafbrunnen, die Brunnenstube, der Teufelsbrunnen, der Edelbrunnen, der Waschbrunnen, der Hölzlesbrunnen etc. Eine Quelle im Brühlteich soll salzige Bestandtheile führen. Überdieß fließen über die Markung der Biberbach, der Leitersbach und der Wilhelmsthalerbach; auch bestehen auf derselben drei kleine Seen.

Die Einwohner sind im allgemeinen körperlich kräftig, indessen kommen einzelne Familien vor, in denen der Kretinismus und die Schwachsinnigkeit sich forterbt; Nervenfieber sind häufig und haben namentlich in jüngster Zeit viele Opfer gefordert. Als Hauptnahrungsquellen sind Feldbau und Viehzucht zu nennen, während der Weinbau untergeordnet ist; die ärmere Klasse sucht sich durch Taglohnarbeiten, Handel mit Schweinborsten, Hanf etc. ihr Auskommen zu sichern.

Auf der Markung besitzt Graf v. Neipperg 95 Morgen Waldungen. Von den Gewerben nennen wir 3 Schildwirthschaften, 1 Ziegelei und 5 Kramläden, die übrigen dienen nur dem örtlichen Bedürfniß, mit Ausnahme einiger Maurer, die auch auswärts arbeiten.

Die Vermögensverhältnisse sind sehr verschieden, indem die vermöglichste Klasse 80–100, die mittlere 20, die unbemittelte 1 bis 11/2 Morgen oder gar kein Grundeigenthum hat. Etwa 15 Personen erhalten gegenwärtig Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Die mittelgroße Markung hat eine flachwellige, von unbedeutenden Thälchen und Rinnen vielfältig durchzogene Lage, und im allgemeinen einen fruchtbaren, meist aus Lehm bestehenden Boden; Lehm- und Mergelgruben sind mehrere vorhanden, dagegen müssen die Bausteine und das Straßenmaterial von außen bezogen werden. Das Klima ist mild und begünstigt den Anbau aller in Württemberg üblichen Kulturgewächse, indessen stellen sich auch hier zuweilen schädliche Frühlingsfröste ein, dagegen ist Hagelschlag selten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanterpflug, Walze, Repssämaschine und Dreschmaschine)

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)