Seite:OABrackenheim0309.jpg

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unscheinbare ziemlich baufällige und feuchte Kirche selbst stammt aus verschiedenen Zeiten, und muß ursprünglich nur eine Kapelle gewesen sein, wie der bedeutend schmälere westliche Theil beweist. Der rechteckige, ein steinernes gothisches Sakramenthäuschen und ein altes lebensgroßes Krucifix enthaltende Chor ist das Überbleibsel eines gothischen Thurmes, der von schönen Maßwerkfenstern erhellt und von reichem Sterngewölbe bedeckt wird, während das Schiff der Kirche ein hölzernes Tonnengewölbe über sich hat. In den Thurm schlug einst der Blitz ein, wie folgende Inschrift meldet: 1704 den 3. april hat das wetter in den durm geschlagen. Jetzt sitzt ein Dachreiter auf dem Ostgiebel. Südlich am Thurm liegt die Sakristei, eine gothische von zwei Rippenkreuzgewölben übersprengte Kapelle, auf den Schlußsteinen mit den Wappen der Stifter, Reinhold von und zu Massenbach und Helena Maria von Neipperg; der sie als Stifter bezeichnende Grabstein befindet sich noch in derselben. Überhaupt zeichnet sich die Kirche, seit mehreren Jahrhunderten die Grablege der Familie von Massenbach, durch ihre Menge von Denkmälern aus; auf dem Fußboden liegen noch viele Grabplatten aus dem 15. Jahrhundert, eines Caspar de M., eines Philipp de M., eines Philipp iunior de M., einer Anna Münchin von Rosenberg. In der südlich an das Schiff der Kirche stoßenden Kapelle sieht man an der Ostwand einen Herrn von M. in der Tracht vor dem dreißigjährigen Krieg, oben die heilige Dreifaltigkeit; es ist das beste aller dieser Denkmäler; – an der Südwand das Standbild des Jörg Conrad von Helmstat, † 3. Mai 1566, mit auffallend kunstlos gearbeitetem Kopf, und das seiner Gemahlin Nottpurga von Helmstat, geb. von Liebenstein, † 8. Nov. 1564. Dann im Schiff der Kirche, auf einem Löwen stehend, Bechtold von Massenbach, † 8. März 1560, ferner Ulrich von Massenbach, † 16. März 1560, und Severin von und zu M., † 22. Juli 1568.

Im Friedhof liegt noch ein alter Taufstein. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde; zu einer auf derselben Stelle neu zu erbauenden Kirche ist bereits ein Baufonds von über 14.000 fl. gesammelt. Unfern der Kirche steht das im Jahr 1846/47 neu erbaute von Reben freundlich umrankte Pfarrhaus, samt 1851 errichteter Scheune; die Unterhaltung hat die Gemeinde. Das hübsche Rathhaus mit Thürmchen auf dem First wurde 1817 erbaut; es enthält außer den Gelassen für den Gemeinderath im unteren Stock ein Schulzimmer. Das eigentliche Schulhaus mit einem Lehrzimmer und der Wohnung des Schulmeisters ist vom Jahre 1802. Überdieß sind noch vorhanden ein Back- und Waschhaus, ein Armenhaus, und ein Schafhaus.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 8 Pumpbrunnen, und durch den Ort fließt der Biberbach, in den im südlichsten Theil des

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0309.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)