Seite:OABrackenheim0321.jpg

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zwei öffentliche Backhäuser und ein Schafhaus, einst Zehentscheuer, mit der Jahreszahl 1738.

Sehr gutes Trinkwasser liefern 5 öffentliche Brunnen (4 laufende und ein Pumpbrunnen) und mit Einschluß der Schellenmühle und Bellevue 3 Privatbrunnen (1 laufender und 2 Pumpbrunnen). Unter den laufenden Brunnen ist bemerkenswerth der unterhalb des Rathhauses stehende sehr stattliche, vierröhrige und höchst wasserreiche; er ist im Renaissancestil gehalten, hat einen großen achtseitigen Steintrog und eine reich und hübsch verzierte Säule, diese geschmückt mit dem herzogl. württembergischen Wappen, mit Köpfen und Fruchtsträußen, und bekrönt von einem korinthischen Kapitell, an dem vier Vögel sitzen; unten am Schaft sieht man vier große Speimasken und LH. Auch die Markung ist sehr quellenreich, besonders auf der Südseite des Orts, am sog. Wasserrain, von dem auch das Wasser in eisernen Deicheln den laufenden Brunnen im Orte zugeleitet wird. Eine periodisch fließende Quelle befindet sich in dem sog. Weidachfeld. Über die Markung fließen die Zaber und der Stebach, auch Ziegelbach genannt. Früher bestanden einige Seen im sog. Saubach, die nun trocken gelegt sind und als Gärten benützt werden.

Die kräftigen und wohlgebauten Einwohner, von denen gegenwärtig zwei über 80 Jahre zählen, sind geordnet und finden ihre Nahrungsquellen in Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau. Von Gewerben nennen wir außer den gewöhnlichen Handwerkern, von denen nur die Schreiner auch nach außen arbeiten, die Cichorientrockenfabrik von Gebrüder Frank, die Borten- und Schnurfabrik von Kirn, die Verfertigung von Kunstfeuerwerk von Kleinknecht, eine Mühle innerhalb des Orts mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, sowie einer Schwungmühle, außerhalb des Orts die obere Schellenmühle, die untere Schellenmühle und eine Stärkefabrik (s. hier. unten); ferner bestehen im Ort 4 Schildwirthschaften, ein Kaufladen und 3 Kramläden. Die Vermögensumstände der Einwohner gehören zu den besseren des Bezirks, der vermöglichste Bürger hat einen Grundbesitz von 72, der sog. Mittelmann von 10, und die ärmere Klasse von 2–3 Morgen. Die Einwohner besitzen auch Güter auf angrenzenden Markungen, und zwar auf Kirchheimer und Hohensteiner, in den meisten Fällen 1/2–1 Morgen, in einem Fall aber 50 Morgen, und auf Stockheimer und Haberschlachter Markung einige Morgen Weinberge, die zwei Bürgern gehören.

Die ziemlich große Markung hat, mit Ausnahme der unbedeutenden Gehänge gegen das Zaberthal und der Ausläufer des Strombergs, eine flachwellige, beinahe ebene Lage und einen fruchtbaren, leichtsandigen, tiefgründigen Lehmboden, und nur die Ausläufer des Strombergs bestehen aus den untern Keupermergeln, die hier

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0321.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)