Seite:OABrackenheim0333.jpg

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rechts vom Triumphbogen, errichtet in einem höchst eigenthümlichen ausschweifenden Renaissancegeschmack, unendlich reich, und mit Motiven aus allen Stilen, selbst aus dem romanischen, keck überladen. An dem Grabmal knieen Eberhard von Neipperg und seine Frau Rosina vor einem Krucifixus, zwei kanellirte korinthische Säulen tragen über ihnen ein Gebälk, Alles aufs vielfachste belebt mit Ornamenten, Genien, Todtenköpfen, häßlichen kriechenden Thieren u. s. w. An der Hinterwand stehen zwei reiche Pilaster, die eine Nische umrahmen, darin sieht man die Auferstehung des Herrn und zu beiden Seiten das Neipperg’sche Wappen. Unten am Denkmal steht:

Anno domini 1591 auff Sontag Jacobi den 25. July starb zu Filseck Der Edel und vest Eberhart von und zu Neypperg. der edlen und tugentsamen Frawen Rosina von Neypperg Geborne von Neypperg anderer ehlicher Juncker, welcher das Stammhaus Neypperg von Newen erbaut, und vor seinem endt begert, alda Hin Ihn in sein gewonliche pfarkirchen zu füren, bei Seinen lieben unterthonen zu ruhen. Dem got gnadt. amen.

Anno domini 1600 Uff mont: den 28. mart: ist in Gott Seliglich Verschiden Die Edel und Tugensame Fraw rosina von Neypperg Geborne von Neypperg. weilland des Edlen und Vesten Eberharden von und zu Neypperg Eliche Hausfraw. Welche in die 24 jar bey einander elich gelebt. Denen Gott ein fröliche Auffersteung verleihe. Amen.

Auch befindet sich in der Kirche der Todtenschild des genannten Eberhart. Vor dem Westeingang liegt halbverdeckt die 8 Fuß lange Grabplatte eines Geistlichen mit der Umschrift: Anno domini 1450 die XXII mensis februarii obiit venerabilis fir (vir) dominus michael daliger …

Die links an den Thurm gebaute Sakristei ist tonnengewölbt. Die Glocken sind neu, eine derselben ist gegossen von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1857 und hat die Inschrift: Ehre sei Gott in der Höhe, und Frieden auf Erden. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Der mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz liegt hinter der Kirche, außerhalb des Orts.

Rechts neben der Kirche steht an der Landstraße innerhalb eines hübschen Gartens das äußerst freundliche, 1823 von der Grundherrschaft erbaute Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staate zusteht. Das Schulhaus, ebenfalls zweistockig, ließ 1835 die Gemeinde durch Werkmeister Beltz in Bietigheim um 4500 fl. erbauen; es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des allein an der Schule unterrichtenden Schulmeisters. Das Rathhaus steht mit dem Schulhaus unter einem Dach, ist aber durch eine Wand von ihm getrennt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0333.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)