Seite:OABrackenheim0336.jpg

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Die auf dem Rücken des Heuchelbergs hinziehende Römerstraße (Heerstraße) berührt auf eine große Strecke den nördlichen Theil der Markung und die von Meimsheim auf den Heuchelberg führende römische Straße läuft an der westlichen und südwestlichen Markungsgrenze hin; ein weiterer alter Weg geht unter dem Namen „Diemenweg“ von Nordheim her auf den Heidelberg, ob derselbe ebenfalls seine Anlage den Römern verdankt, läßt sich nicht nachweisen. Auf dem sog. „Todtenwegle“, dabei Schelmenäcker und Schelmengrube, sollen früher die Verstorbenen nach Meimsheim, wohin Neipperg eingepfarrt war, geführt worden sein; auch sei der Ort früher größer gewesen und habe sich namentlich gegen die sog. Reuterhäuslesäcker hin erstreckt, man fand daselbst schon Spuren von Gebäuden, Ziegel etc. Im Schänzle heißen Wiesen im Brehmich, daselbst soll die sog. Nieferner Kelter gestanden sein. Am Mühlrain, 1/4 Stunde unterhalb Neipperg, stand eine Mühle. In der Nähe der Markungsgrenze an der Straße nach Schwaigern steht ein Steinkreuz, daselbst wurden alte Waffen aufgefunden. An Hexen und Geister wird vielfach noch geglaubt; ein Geist brenne nicht selten auf dem Haberschlachter Weg, dieser werde wohl derselbe sein, der die Schafe im Schafhause „töbisch“ mache etc.


Schloß und Hof Neipperg.

Schon vom Dorf aus sieht man über den dichten Baumkronen des Waldes die Burg mit ihren zwei weit auseinander stehenden gewaltigen Bergfrieden mächtig emporsteigen. Zwei Fahrwege führen hinauf, ein steilerer zum nördlichen jetzt verschwundenen, ein bequemerer zum östlichen Thore. Zu diesem geht eine vierbogige steinerne Brücke über den breiten, ganz aus dem Keuperwerkstein gebrochenen, wild verwachsenen Hauptgraben; das Thor ist neu und trägt an seinem Rundbogen die Jahreszahl 1851. Links hin vom Thor läuft gegen Südwesten der Graben in die hier beginnende Schlucht aus und rechts vom Thore zieht sich gegen Norden lang hin, auf alten Grundmauern, ein steinernes Ökonomiegebäude mit Pächterwohnung, erbaut 1850/51 und zwar erhebt es sich zwischen dem ersten aus dem Felsen gehauenen und dem zweiten gemauerten, jetzt zum inneren Hofraum eingeebneten Graben. Hinter (westlich) diesem zweiten Graben erhebt sich die eigentliche Burg, noch zum großen Theil erhalten, mit ihren aus der Hohenstaufenzeit (ums Jahr 1200) stammenden aus starken Buckelsteinen aufgeführten Bauten. Gegen Norden, an dem an der Nordseite hinlaufenden Hauptgraben, streckt sich lang hin ein Steinhaus, fast noch ganz alt, romanisch, z. Th. noch mit Rundbogenöffnungen, und nur gegen oben erneuert mit zierlichen gothischen Sprossenfenstern. Links (südlich) verbindet eine ebenfalls noch aus der Zeit der Erbauung stammende mit einer steinernen Abtrittsnische versehene

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0336.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)