Seite:OABrackenheim0371.jpg

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Brücke und 5 Stege; sie sind sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten. Auf der Markung bestehen bei Kirchbach (Kirpach) ein natürlicher 11/2 Morgen großer See und zwei kleinere Weiher, die abgelassen werden können (s. unten), überdieß bestanden 4 Seen, von denen jetzt einer als Wiesengrund benützt wird, die übrigen sind zu Wald angelegt.

Die Einwohner sind geordnet, fleißig und körperlich kräftig; der Ort liefert verhältnißmäßig viele tüchtige Soldaten, deren im Krieg 1870/71 33 im Felde standen. Gegenwärtig sind 2 Männer über 80 Jahre alt. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Obstzucht, Weinbau, Viehzucht und Taglohnarbeiten in den hofkammerlichen Waldungen; die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittelmäßigen, der vermöglichste Bürger hat einen Grundbesitz von 42 Morgen, der sog. Mittelmann von 10 Morgen und die minder bemittelte Klasse von 3/4 bis 1 Morgen. Auf Spielberger Markung besitzen die Einwohner etwa 30 Morgen Güter. Die Gewerbe beschränken sich auf die gewöhnlichsten Handwerker, von denen nur ein Schuster und einige Linnenweber auch nach außen arbeiten. Eine Mühle mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe ist vorhanden, auch bestehen 2 Schildwirthschaften und 2 Kramläden. Die Holzdurchfuhr aus den hofkammerlichen Waldungen ist sehr namhaft.

Die ausgedehnte Markung, von der übrigens der weit größere Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, mit Ausnahme der Thalebene eine hügelige Lage, während der bewaldete Theil sehr bergig ist und ganz dem Stromberg angehört. Auf die Markung fällt auch einer der höchsten Punkte des Strombergs, der Baiselsberg, von dem man wohl eine weit ausgebreitete, reizende Aussicht genießen würde, wenn es der dichte Wald nicht versagte, dagegen erlaubt die Höhe auf dem Stromberg östlich vom Ort schöne Aussichten an die Alb, den Schwarzwald und an den Odenwald.

Der mittelfruchtbare Boden besteht, soweit er für Feld- und Weinbau benützt wird, meist aus den schweren thonigen Zersetzungen des Keupermergels, auf den Anhöhen theilweise aus den Produkten des weißen Stubensandsteins. Bei den für den Waldbau benützten Flächen herrscht letzterer vor, während nur die Bergabhänge dem Keupermergel angehören. Auf dem Stromberg bestehen mehrere Stubensandsteinbrüche, die neben Bausteinen auch grobkörnige Sandsteine liefern; die grobkörnigen werden zum Theil an die Wetzsteinfabrik in Bietigheim abgesetzt, dort gemahlen und wieder künstlich zu Wetzsteinen verbunden. Überdieß werden auf der Höhe des Strombergs feinkörnige Schleifsteine gebrochen und weithin abgesetzt. Sand- und Mergelgruben sind mehrere vorhanden. Das Klima ist mild

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0371.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)