Seite:OABrackenheim0400.jpg

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Haltung des Segnens, das Schamtuch flattert weit herab. Unter der Bildsäule sieht man folgende schon in lateinischen Majuskeln ausgeführte, über Eck gehende Inschrift:

D. O. M. Anno. MDXIIII. Romanis. imperitante. Caes. Max. P. F. Aug. in. beatissime. Virginis. Marie. eiusque. superbenedicte. matris. Anne. nec. non. S. Joannis. baptiste. laudem. et. honorem. nobiles. viri. de. clara. ac. armigerata. Neipergensium. prosapia. procreati. cum. subditis. et. incolis. huiusce. oppiduli. hanc. edem. sibi. et. suis. posteritatique. bene. merenti. instaurari. fecerunt. per. Bernardum. Sporer. opificem.

Am Beginn der Inschrift ist an der Westwand der Kirche der Neipperg’sche Wappenschild, an ihrem Schlusse, an der Südwand der Kirche, ein Schildchen mit dem Meisterzeichen Bernhard Sporers, einem Sporn ähnlich, ausgemeißelt.

Betrachten wir nun die Kirche genauer, zuerst von außen. Die Westfront bietet kein sehr erfreuliches Bild, man sieht nämlich, daß gerade vor dem Giebel der 1514 erbauten neuen Kirche ein vorne auf zwei Freipfeilern ruhender Thurm sich erheben sollte; die Anfänge seiner Mauern gehen als Verzahnungen weit hinauf an der Fassade, und dazwischen erscheint ein hoher, jetzt zugemauerter Spitzbogen, der sich gegen die Empore der Kirche öffnen sollte. In diesem Bogen sitzt jetzt ein mit Fischblasen ausgegliedertes Rundfenster und eine steinerne Uhrtafel mit der Jahreszahl 1581. In der Achse der alten Kirche befindet sich ein Spitzbogenportal aus der Zeit von 1474, darüber ein mit Fischblasenmaßwerk gefülltes Spitzbogenfenster und ganz oben im alten Giebel ein rechtwinklig eingetieftes Kreuz über einer runden Öffnung. Die Süd- und Ostseite der Kirche, diese mit dem schönen von starken Strebepfeilern und schlanken Spitzbogenfenstern besetzten Chore, zeigt den spätgothischen Stil Sporers noch ganz erhalten; die Thüren haben reiche lebendige Gliederungen, deren Rundstäbe sich oben durchkreuzen, die Spitzbogenfenster vielfach wechselndes mitunter sehr zierliches Maßwerk, das meist aus geradlinigen an allen Enden sich durchschneidenden Stäben zusammengesetzt ist, so daß oft sternförmige Muster sich bilden.

Die Nordseite enthält, wie schon oben angeführt wurde, noch Theile der alten romanischen Kirche. Denselben Baustil zeigen die zwei unteren Geschosse des großen ganz eng und vortrefflich gefügten Thurmes, der an beiden mit schönem Rundbogenfriese geschmückt ist und gegen Osten im zweiten sehr hohen Stockwerk von einer romanischen Sechsblattrosette durchbrochen wird. An seiner Südseite sieht man noch, jetzt gänzlich durch das Chordach verdeckt, ein gar schönes, romanisches Säulenfenster, ähnlich denen auf Burg Neipperg, außen im Halbkreis, in den inneren Bögchen spitz, die Säulen mit prachtvollen Blätterkapitellen. Weiter hinauf geht der Thurm in vier

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0400.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)