Seite:OABrackenheim0411.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bedeutenderen Thalgehängen und besonders an dem Abhange des Heuchelbergs erscheinen der untere Keupermergel oder die Zersetzungen desselben; auf der Hochebene des Heuchelbergs aber treten die leichtsandigen Zersetzungen des Keuperwerksteins (Schlaisboden) auf.

Einige, theils dem Grafen v. Neipperg, theils Privaten gehörige Keuperwerksteinbrüche bestehen auf dem Heuchelberg, auch sind Lehmgruben und Töpferthongruben vorhanden; letztere liefern jedoch ein geringes Material.

Das Klima ist mild und gestattet den Anbau aller in Württemberg üblichen Kulturgewächse; schädliche Frühlingsfröste kommen zuweilen vor, dagegen ist die Gegend wegen der umliegenden Berge und Hügel gegen starke Winde geschützt und Hagelschlag selten, indem der nahe gelegene Heuchelberg eine Wetterscheide bildet.

Die Landwirthschaft wird gut und fleißig betrieben, verbesserte Ackergeräthe, wie der allgemein gewordene Brabanterpflug, die eiserne Egge, die Walze etc. haben Eingang gefunden, außer diesen wird noch von dem gräflichen Gutspächter die Dreschmaschine angewendet. Zur Besserung des Bodens bedient man sich, außer den in gut angelegten Düngerstätten gesammelten Düngungsmitteln und des Pferchs, nur des Gipses. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel, Haber und Gerste, ferner Kartoffeln, viel Futterkräuter (Luzerne, dreiblättriger Klee und neuerer Zeit auch Pferdezahn-Mais), Angersen, Flachs, Hanf und besonders viel Mohn, von dem etwa 300 Scheffel beinahe ausschließlich nach Heilbronn abgesetzt werden. Von den Getreidefrüchten können alljährlich etwa 2000 Scheffel Dinkel, 800 Scheffel Gerste und 1000 Scheffel Haber verkauft werden. Mit dem Ankauf befassen sich meist israelitische Händler, welche nach Heilbronn liefern. Der Wiesenbau ist nicht zureichend und das Erzeugniß mittelmäßig, so daß noch Futter von außen zugekauft werden muß; die Wiesen sind zweimähdig und 90 M. Wässerwiesen dreimähdig. Der ausgedehnt getriebene Weinbau liefert einen guten Wein, der im allgemeinen besser ist als in den nächsten Nachbarorten und dessen Preise sich in den letzten 10 Jahren von 22 fl. (1860) bis 80 fl. (1865) pr. Eimer bewegten. Der höchste Ertrag eines Morgens wird zu 8 Eimern angegeben. Man pflanzt 2500 Stöcke auf einen Morgen und zwar Drollinger, Elblinge, Silvaner, weiße Rißlinge, Gutedel, in neuerer Zeit auch Burgunder und Lemberger. Der Absatz des Weins findet hauptsächlich in die benachbarten badischen Orte statt. Von weniger Bedeutung ist die Obstzucht, die bis jetzt keinen Verkauf an Obst nach außen zuließ, man pflanzt vorherrschend Mostsorten (Luiken, Citer- und Champagnerbirnen), auch feineres Tafelobst, besonders verschiedene Reinetten, und ziemlich viel Zwetschgen. Eine Gemeinde- und einige kleine

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0411.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)