Seite:OABrackenheim0423.jpg

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die meist den Winter über bezogen werden. Das Erzeugniß gehört zu den mittelmäßigen und wird hauptsächlich in das Badische abgesetzt. Der höchste Ertrag eines Morgens beträgt 9 Eimer und die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 23–80 fl. Die in mäßiger Ausdehnung betriebene Obstzucht beschäftigt sich vorzugsweise mit Mostsorten und Zwetschgen und erlaubt nur in günstigen Jahrgängen einen nicht bedeutenden Verkauf nach außen. Die Jungstämme werden aus der Gemeindebaumschule und aus dem Walde bezogen.

Die Gemeinde besitzt 800 Morgen Waldungen (vorherrschend Laubhölzer), die jährlich 86 Klafter und 16–1800 St. Wellen ertragen; hievon erhält jeder Ortsbürger 50 St. Wellen, während das Oberholz zu Gunsten der Gemeindekasse um 15–1800 fl. verkauft wird. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde aus der Brach- und Stoppelweide 525 fl. Pachtgeld, aus der Pferchnutzung 500 fl. und aus verpachteten Güterstücken etwa 600 fl.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde von keinem Belang, dagegen die des Rindviehs in gutem Zustande; man hält einen tüchtigen Neckarschlag mit Simmenthaler Kreuzung und hat zur Nachzucht 2 Farren vom Neckarschlag und einen von der Simmenthalerrace aufgestellt. Der Handel mit Vieh ist von einigem Belang, während die Viehmastung nur in mäßiger Ausdehnung getrieben wird. Ein Ortsschäfer läßt den Sommer über 200, den Winter über 400 St. Bastardschafe, die auch im Ort überwintert werden, auf der Markung laufen. Die Schweinezucht (norddeutsche und halbenglische Race) kommt immer mehr in Aufnahme und gestattet gegenwärtig schon einen Verkauf von etwa 350 Ferkeln und ziemlich vielen gemästeten Schweinen.

Der Ort hat das Recht, alljährlich im Monat Juni einen Krämermarkt abzuhalten.

Außer dem gewöhnlichen Stiftungsvermögen sind nur noch unbedeutende besondere Stiftungen vorhanden, deren Zinse meist zu Brot an Arme verwendet werden.

Von Spuren aus der Vorzeit nennen wir die römische Heuchelbergstraße (Heerstraße); ein sog. Burgweg führt von Stethen über die Flur „Rummel“ in den Hardtwald, wo sich an der badischen Grenze mehrere altgermanische Grabhügel befinden. Bei Anlage der Straße nach Niederhofen ist man im Jahr 1846 eine Viertelstunde südwestlich vom Ort auf der Flur Höhfeld auf zwei Reihengräber gestoßen, die einen Schwertgriff und eine blaue Glasperle enthielten. Im Walde zwischen Stethen und Neipperg stand auf dem Schloßbuckel, von dem man eine ausgebreitete Rundsicht in das badische Unterland und in die Heilbronner und Ludwigsburger Gegend genießt, eine Burg, von der noch etwas Gemäuer und der tiefe Burggraben

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)