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Eine eigene Mädchenschule errichtete man 1538, Knabenschulen waren es drei, eine Schulordnung erhielten sie 1580. Ein „adeliches Contubernium,“ auch Ritterakademie genannt, zur Erziehung von Edelleuten, eröffnete 1726 M. Christian Carl Müller, es ging aber schon 1733 wieder ein. Die Oberaufsicht über alle Bildungsanstalten führte das Scholarchat.

Ärzte werden seit 1272 in Eßlingen erwähnt, 1413 kommt der erste Stadtarzt vor (welches Amt im Jahr 1449 der berühmte Schriftsteller Heinrich Steinhöwel aus Weil der Stadt bekleidete), seit 1521 waren es deren zwei, 1748 aber wurde die Zahl wieder auf einen beschränkt; ein Stadtwundarzt wurde 1502 angestellt, sie und die übrigen praktischen Ärzte zusammen bildeten das Collegium medicum. Die Barbiere und Bader erhielten 1435, 1478, 1579, 1628 und 1679 eigene Ordnungen. Im 15. Jahrhundert gab es zu Eßlingen 6 Badstuben, sie gingen aber nach und nach im 16. und 17. Jahrhundert ein, dafür nahm 1562 das Ilgenbad seinen Anfang (s. oben). Geschworene Hebammen gab es schon im 15. Jahrhundert, ein Apotheker wird 1300 genannt, 1515 wurde eine zweite und 1635 eine dritte Apotheke errichtet. Apotheker-Taxen kamen 1510 und 1550, Apotheker-Ordnungen 1632, 1641, 1665 und 1677 heraus. Bei ansteckenden Krankheiten machte man gewöhnlich „Ordnungen der sterbenden Läufe halber“ bekannt.

Es fehlte zu Eßlingen weder an Wohlthätigkeitsanstalten, noch an Stiftungen für Arme, Nothleidende u. s. w., es gab ein Holz-, Licht-, Brod-, Schuh-, Tuch-Almosen, Stiftungen zu Salz und Mehl, zu Arzneien, zum Schulgeld, zu Winterstrümpfen, zur Erlernung von Handwerken für Arme, Stiftungen für Studirende u. s. w.; eine der ältesten ist die zum Unterhalt eines Todtengräbers von 1344. Die Aufsicht über diese Stiftungen und über das Armenwesen führte die Armenkastenverwaltung, zur Verwaltung des Almosens bestand eine Almosendeputation. Allein durch gewissenlose und nachläßige Verwaltung nahm der so reiche Fond der Stiftungen immer mehr ab. Ein Haus für Aussätzige in der Stadt kommt 1280 vor, seit 1331 aber das „Ussessetzelhaus“ bei Mettingen, später Sondersiechenhaus genannt, 1449 von den Württembergern verbrannt, wieder hergestellt und 1535 von Grund aus neu aufgebaut und mit einer eigenen Ordnung versehen. Es ist nun schon längst Privateigenthum. Conrad Lehmann schenkte 1411 dem Spital ein Haus zu einem Seel- und Siechenhaus und zur Elendenherberge, dieses brannte 1574 ab, wurde wieder aufgebaut, erhielt 1575 eine eigene Ordnung, ist aber auch längst eingegangen, eben so wie das zur Aufnahme venerischer Kranken zu Ende des 15. Jahrhunderts errichtete Warzenhaus. Zur Aufbewahrung von

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_151.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)