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Kaisersheimer, gab es vornehmlich wegen Ausübung des katholischen Gottesdienstes viel zu verhandeln, wobei man sich hierorts nicht immer vom Geist der Toleranz leiten ließ.


Merkwürdigste Schicksale der Stadt.[1]

Während der letzten Zeiten des Mittelalters war auch Eßlingens Blüthezeit; im Bunde mit den andern Reichsstädten kämpfte es mit Erfolg gegen die Fürsten und spielte unter seinen Schwesterstädten in Schwaben eine wichtige Rolle. Seit der Reformation aber und mehr noch seit dem 30jährigen Kriege wurde es ganz machtlos, wie es sich besonders in den Verhandlungen mit Württemberg zeigte, wo die Stadt am Ende stets nachgeben und sich manche Beschränkung ihrer Unabhängigkeit, manchen Eingriff in ihre Rechte gefallen lassen mußte. Mit Württemberg kam Eßlingen überhaupt vermöge seiner Lage am häufigsten und zwar gar oft in feindselige Berührung, und selbst seit es sich in dessen Schutz und Schirm begeben hatte, fehlte es nicht an Streitigkeiten mancherlei Art, selbst nicht an Feindseligkeiten zwischen beiden Staaten. Früher freilich waren diese noch häufiger; nach der kurzen Fehde von 1281 kam der längere Krieg von 1311 bis 1316, den Eßlingen hauptsächlich im Namen des Reichs gegen den geächteten Grafen Eberhard den Erlauchten führte, die Burgen Württemberg und Beutelspach, nebst dem dortigen Stifte, und noch mehrere andere zerstörte, viele Ortschaften eroberte und den Grafen in große Noth brachte. Im Sommer 1316 belagerte König Friedrich die Stadt. [2] König Ludwig eilte ihr zu Hülfe und am 21. September kam es im Neckar zu einem nicht entscheidenden Treffen. Durch den Vertrag vom 20. Decbr. 1316 wurde der Frieden zwischen Eßlingen und Württemberg wieder hergestellt. Als im December 1359 Kaiser Karl IV. eine Fürstenversammlung in der Stadt hielt, empörten sich die Bürger und zwangen den Kaiser zur Flucht, dafür aber mußte die Stadt 100.000 fl. zahlen, 1360 aber standen sie dem Kaiser gegen die Grafen von Württemberg bei, mit denen sie erst am 20. August 1361 wieder ausgesöhnt wurden. An dem hierauf folgenden großen Städtekrieg (1372–1389) nahm auch Eßlingen eifrig Antheil, 1377 verheerte


  1. Die Belege zu dem was hier erzählt wird, findet man in Pfaffs Geschichte Eßlingens 1. Buch 2. Abschnitt und 2. Buch 2. Abschnitt.
  2. Celeri accessu Fridericus rex in loco qui cantus Avium (Vogelsang) dicitur castra in suburbio civitatis et diversa instrumenta, ut fluvium Nekarum a suo alveo dividat, elaborat. Sed frustra etc. Johannes Victoriensis bei Böhmer Fontes 1, 387; vgl. auch Pfister 3, 192.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)