Seite:OAEßlingen 168.png

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Eine neu angelegte Straße windet sich an dem Bergabhang hinauf und führt durch den Park nach dem jenseits der Höhe im Kerschthal liegenden Scharnhausen.


Geschichtliches über das Kloster Weil.

Ums Jahr 1230 tauschten einige Schwestern (conversae) von Eßlingen von dem Probst zu Nellingen gegen den Zehenten aus 9 Jaucharten, 1 Jauchart Bauland in der Absicht ein, auf dieser Stelle (in loco Wilare, Bes. 447) sich klösterlich niederzulassen und eine Kirche zu erbauen. Dieß geschah mit Zustimmung des Bischofs von Constanz, und so entstand das Frauenkloster Weiler (wie statt Weil bis ins 17. Jahrhundert durchgängig geschrieben wird) welches Papst Gregor IX. bestätigte und in seinen Schutz nahm.[1] Im Juni 1240 stellte König Konrad zu Gmünd eine Urkunde aus (Bes. 445), worin er dem Kloster seinen Schutz verspricht und dem Schultheißen zu Eßlingen und dem Vogt auf Achalm anbefiehlt, den Convent in seinem und seines Vaters, des Kaisers Friedrich II. Namen zu schirmen. Die Klosterfrauen, von der Ordensregel des heil. Augustinus, traten in den Dominikaner-Predigerorden und wurden unter die Aufsicht des Priors zu Eßlingen gestellt. Am 1. März 1246 schloßen sie einen Vertrag mit dem Pfarrer in Nellingen, welcher ihnen 14 Jauchart Äcker und Wiesen, ein Gehölz und alle zur Kirche in Nellingen gehörigen Zehenten in Weiler überließ, wogegen sie ihm ein steinernes Haus in Nellingen, zwei Morgen Weingärten und einige Gefälle daselbst abtraten. Diesem Vertrag ertheilte der Bischof von Constanz den 15. März 1246 seine Bestätigung zugleich mit der Erlaubniß einen eigenen Kaplan als Seelsorger des Klosters intra septa sua, zu halten, welchen der Pfarrer zu Nellingen in seinen gottesdienstlichen Verrichtungen nicht hindern solle, wofern die Zahl der beim Kloster befindlichen Häuser nicht vermehrt werde; in diesem Fall sollten dem Pfarrer seine kirchlichen Rechte vorbehalten bleiben. Als noch in demselben Jahre der Vertrag von dem Nachfolger des Pfarrers angefochten wurde, erkaufte der Convent die gänzliche Aufgebung der Ansprüche desselben durch Abtretung des dem Kloster gehörigen Hofes nebst 2 Jauch. Ackers in jeder Zelg zu Nellingen. Ein merkwürdiges Geschenk erhielt das Kloster im Jahr 1248. Margaretha, die Wittwe des Königs Heinrich, hatte dem Dominikaner-Prior in


  1. Nach einer Nachricht in antiqua quadam scriptura bei Bes. 446, ist Weil „von rittermessigen frumen Lütten gestifft, sind Wallen (Pilger) gwest, von Demüetigkeit wegen jhre Namen nicht nennen wellen.“
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_168.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)