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besoldeten Klostershofmeister übertragen, die Güter gegen Theilgebühren verliehen, und die Frauen auf ein Leibgeding gesetzt, ihnen jedoch der Aufenthalt im Kloster bis zu ihrem Aussterben gestattet. Noch im J. 1590 hat sich „im Gottshaus die Priorin bei ihrer Religion und Habit befunden.“ [1] (Bes. 263. 270.)

Das Kloster bestand damals, wie ein in Eßlingen noch vorhandenes Gemälde zeigt, neben der Kirche noch aus mehreren mit einer starken Mauer umgebenen Gebäuden, wo nach dem Absterben der Nonnen der Klostershofmeister, ein Jäger und das Meiereipersonal wohnte. Im Februar 1643 aber brannte es ab (Sattl. Herz. VIII. S. 45) und wurde nun nicht mehr völlig hergestellt. Im Julius 1796 während des Treffens zwischen Moreau und dem Erzherzog Karl, richteten die Kanonen der Östreicher das Kloster bis auf wenige Gebäude vollends zu Grunde. Der Sitz des Beamten (des Klostershofmeisters mit dem Stab über das Kloster) wurde jetzt nach Eßlingen verlegt und die Stelle war mit der dortigen Bebenhäuserpflege vereinigt, bis sie 1806 aufgehoben und Weil dem Ober- und Cameralamt Eßlingen zugetheilt wurde. In kirchlicher Beziehung war Weil nach Aufhebung des katholischen Kultus zuerst der Pfarrei Ruith, dann Heumaden zugetheilt, den 17. Juli 1772 aber mit der Parochie Hedelfingen verbunden worden, deren Geistlicher hier alle 14 Tage zu predigen hatte. Die 1796 kläglich verwüstete Klosterkirche wurde zwar einigermaßen wieder eingerichtet, aber die jährlichen Gottesdienste auf 6 Predigten beschränkt, und 1817, da der Kirche eine andere Bestimmung gegeben wurde, ganz eingestellt.

Der 1819 hier entdeckten römischen Straßenüberreste ist oben gedacht worden. Zur Bestätigung ihres römischen Alterthums dient eine bei derselben Gelegenheit aufgefundene Münze des Kaisers Maximin (235–238). Über ein altes Gemälde, auf der einen Seite die Kreuzigung Christi, auf der andern den h. Ludwig mit den Heiligen Thomas de Aquino und Peter von Mailand vorstellend, s. württ. Jahrb. 1819 S. 201 f.


  1. Das Kloster besaß Allmerspach mit Obrigkeit, Stab, Grund und Boden (Bes. 135. Das dortige Vogtgericht ist 1562 zum erstenmal von Württemberg besetzt worden); Güter und Gefälle in Eßlingen (wo ein Pfleghof war) und seinen Weilern, Beinstein, Bonlanden, Canstatt, Deizisau, Eltingen, Fellbach, Hedelfingen, Heppach, Kornwestheim, Marbach, Nellingen, Neuhausen, auf den Fildern, Nürtingen, Ober-Eßlingen, Ober-Türkheim, Plieningen, Reichenbach, Ruith, Scharnhausen, Schmiden, Sielmingen, Strümpfelbach, Stuttgart, Tübingen, Uhlbach und Vaihingen auf den Fildern.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_172.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)